PROCO VINTAGE RAT |
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Die Bilder und die Texte dieser Website sind von mir und nur mit meiner ausdrücklichen Genehmigung anderweitig, wie z.B. bei Ebay, zu verwenden. Die Ratte. Von diesem in der Regel eher ungeliebten Nager gibt es rund 65 Arten. Bei uns sind die Hausratte und die Wanderratte verbreitet. Die schwarze Ratten-Unterart von Proco ist nicht ganz so oft vertreten, kann aber auch sehr gut nagen, und zwar am Hörnerv. Zumindest wenn man mit dem Filter genannten, im Uhrzeigersinn die Höhen dezimierenden Tonregler nicht aufpasst. Diese Ratte hat von zwei Dingen mehr als genug: Höhen und Zerrgrad. Einen kleinen Testbericht zum "normalen" quadratischen Proco Rat Klassiker gibt es HIER. In diesem Testbericht geht es um die Ratte mit dem Zusatz Vintage im Namen, die in einem etwas größeren Gehäuse steckt. Das Wort Vintage sagt es schon aus, hier soll es sich um die Ur-Rattenschaltung handeln, was sich im Test für mich auch als wahrscheinlich herausstellt. In dem o.g. Testbericht der normalen Ratten liest man von zwei Versionen, die unterschiedlich klingen. Die größere Vintage Rat ist ganz eindeutig da eher mit der älteren Version der beiden getesteten Pedale zu vergleichen. Die Reglerbestückung ist identisch. Es gibt links den Distortion Knopf für den Zerrgrad, in der Mitte den Filter Knopf, der eine Höhenblende gegen den Uhrzeigersinn darstellt und rechts den Volume Knopf für die Ausgangslautstärke. Was die große Vintage Rat mit der älteren der beiden getesteten normalen Rats gemeinsam hat, ist ein Tubescreamer-artiger Bassklau. Dieser macht sich aber eigentlich nur bei leichteren Zerrgraden bemerkbar, die nicht die eigentliche Domäne der Proco Rat sind. Die Ratte will zerren und zwar am liebsten ein bisschen mehr davon, dafür ist die meiner Meinung nach gemacht. Zerrgrad ist bis zum Abwinken da. Aber aufgrund des Bass-cut wird es selbst bei vollem Gain mit einer dicken Humbuckergitarre in Verbindung mit einem clean eingestellten Amp nicht zu schwammig oder matschend. Wenn der Amp schon zerrt, ist das natürlich anders. Bei geringem Zerrgrad bzw. Anzerren wirkt der Klang vor einem cleanen Verstärker etwas dünne und mager, das ist einfach nicht "der Ratte ihr Ding". Bei hohem Zerrgrad profitiert der Sound dagegen von dieser Klangcharakteristik. Der Filter ist bei mir für einen mir passenden Sound sehr weit nach rechts geregelt. Höhen sind wie schon geschrieben mehr als reichlich vorhanden. Bei Linksanschlag gibt es Ohrenbluten. Mit viel Gain solieren, dafür ist die Ratte gemacht. Der Ton steht und singt, kippt schön in Obertöne um und das Sustain wird enorm unterstützt. Der Sound trägt den Spieler und ist natürlich auch ein bisschen Schönfärbend. Aber why not? Wenn es klingt? Und das tut es. Dieses Pedal ist nicht umsonst ein Klassiker. Wenn man es neben Pedale wie dem Baldringer Dual Drive oder meinem neuen Favoriten Thorndal Duane-69 oder auch dem Okko Diablo legt, dann merkt man, was sich in der Zwischenzeit in Sachen Zerrpedalklang so alles getan hat. Das klingt alles natürlicher und mehr nach Verstärker. Das ist alles breiter und dynamischer. Aber das muss ja nicht unbedingt immer auch besser sein. Gibt es in Sachen Gitarrensound überhaupt ein "besser"? Letztendlich ist doch alles Geschmackssache und im Kontext der Musik zu sehen. Und so haben solche Klassiker wie die Ratte oder z.B. auch der Tubescreamer immer noch ihren angestammten Platz in der Zerrerwelt und das wird ganz sicher auch so bleiben. Positiv zu vermelden ist noch das praktische Batteriefach mit Rändelschraube in der Bodenplatte. Die Batterie wird hier auf der Klappe festgeklemmt und der Batterieclip ist ein festes Plastikteil und nicht so ein Lappen wie z.B. bei alten Ibanez oder Boss Pedalen. Gut so! Der Netzteilanschluss ist hier im Ami-Miniklinkenformat. Das ist natürlich weniger gut, da muss man sich halt ein passendes 9 Volt Netzteil suchen. Das Signal geht bei diesem Pedal ohne Strom im Bypass durch, es hat also einen so genannten True Bypass. Das Blech des Gehäuses ist nicht so dick wie bei den quadratischen Ratten, aber trotzdem ist alles sehr robust. Für mich der einzige Makel an diesem Pedal: Die Potischäfte sind leider aus Kunststoff. Ein beherzter versehentlicher Tritt von der Seite und so ein Ding ist ab. Das hab ich leider bei meinem Roger Mayer Voodoo Vibe sogar trotz der flacheren Chickenhead Knöpfe festgestellt. Mein total subjektives Fazit: Vielen Dank an Clemens für die freundliche Leihgabe!
ZURÜCK 02.12.2013 |