Nady TD-1 Tube Distortion |
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Die Bilder und die Texte dieser Website sind von mir und nur mit meiner ausdrücklichen Genehmigung anderweitig, wie z.B. bei Ebay, zu verwenden. Bei der amerikanische Firma Nady fallen mir zuerst Funksysteme für die Gitarre ein. Wenn ich mich nicht irre, war die Firma da in den Siebzigern so etwas wie ein Vorreiter. Die Firma gibt es immer noch und sie baut auch immer noch Wireless-Geräte, aber unter anderem ist auch das TD-1 Tube Distortion Pedal, das ich hier zum Test habe im Programm. Zum Testzeitpunkt August 2012 ist das Pedal hier in Deutschland nicht erhältlich und das Testgerät ist auch eine US Version, also gilt 110 Volt Betrieb. Es muss hier bei uns mit einem Spannungswandler betrieben werden, der die 230 deutschen Volt auf 110 Volt runter würgt. Die Bezeichnung Tube Distortion ist nicht einfach nur Blah, denn es steckt wirklich eine ECC 83 Röhre im Pedal. Laut Besitzer ist es eine JJ und wohl nicht die Originale. Was mich dabei ein bisschen wundert ist, dass das Gehäuse komplett geschlossen ist, trotz der natürlich warm werdenden Röhre. Aber der Hersteller weiß wohl, was er tut, denke ich und im Betrieb wurde das Pedal auch nicht über Gebühr heiß. Die Röhre braucht natürlich etwas mehr Strom, daher ist ein Batteriebetrieb nicht möglich. Ein Stecknetzteil (110 Volt) ist dabei, dessen Kabel mit einer Buchse links am Pedalgehäuse verschraubt wird. Das mattschwarz lackierte Gehäuse besteht aus verschraubten Stahlblechplatten- und Winkeln und wirkt sehr professionell und solide. Die Beschriftung ist aufgedruckt. Um an die Röhre zu kommen, muss man so ziemlich alles abschrauben, was abzuschrauben ist, also auch Buchsen und Potis. Eben mal schnell die Röhre austauschen aus klanglichen Gründen ist nicht drin bzw. sehr aufwändig. Innen sieht alles blitzesauber aus, saubere Platinen-Bauweise. Die Potis haben Metallachsen, die brechen also nicht gleich ab, wenn man mal daneben tritt. Es gibt eine ganze Menge zu Drehen und zu Switchen. Über
Level und Drive regelt man natürlich den Ausgangspegel und den Zerrgrad.
Dazu gibt es einen dreistufigen Switch für low-, mid- und highgain. Dazu kommt natürlich der On/Off bzw. Bypass Fußschalter. Eine LED zeigt an ob der Effekt an oder aus ist. Bei rot ist er es nicht, bei grün dafür sehr wohl. Der gewünschte Zerrgrad ist bei dem Pedal aufgrund des Switches sehr feinfühlig einzustellen, obwohl von Null bis wirklich heftig High Gain ein sehr breites Spektrum abrufbar ist. Der erreichbare Zerrgrad dürfte jedem genügen, das ist wirklich fett und selbst die klingeligste Strat wird damit Breitwandfähig. Auf der anderen Seite ist clean Boosten aber auch überhaupt kein Problem. Und das dann durch die effektive Klangregelung natürlich in jeder Form. Ganz klangneutral konnte ich es nicht einstellen, aber das ist ja nicht unbedingt ein Manko. Ansonsten kann man den Treble Booster machen, eine richtig fetten Mittenhupe rein drehen oder es auch untenrum dick machen, alles kein Problem. Genauso wirkt sich das alles auf die Zerrsounds aus. Natürlich ist immer die gleiche Zerrstruktur da, aber die lässt sich klanglich in alle Richtungen extrem verbiegen. Aus dem Grunde stellt sich auch die Frage, ob das Pedal mit Humbucker und Single Coil gleichermaßen klar kommt gar nicht. Man kann alles passend zurecht drehen. Das Pedal ist sehr nebengeräuscharm und sehr dynamisch. Es reagiert wirklich hervorragend auf den Anschlag und auf das Volume der Gitarre, es hängt richtig am Gas sozusagen. Natürlich rauscht es bei voll aufgedrehtem Gain deutlich, aber der Zerrgrad, der dann abrufbar ist, der ist auch höchst deftig. Bei medium Sachen rauscht nix. Die Zerrstruktur (oder soll ich Grundklang sagen?) ist bei neutral eingestelltem EQ, also alles auf 12 Uhr in meinen Ohren erst mal ziemlich neutral und tendenziell eher modern als "vintage". Das täuscht aber! Das Ding kann deutlich mehr. Wenn man sich mit dem EQ befasst und sich etwas "eingearbeitet" hat, kann man sich im Grunde von einem kleinen topfigen Fender Pro Junior oder Champ bis zu einer schon fast Rammstein-fähigen Breitwand so ziemlich alles zurecht basteln. Das ist wirklich ein Equalizer, diese Klangregelung. Das ist schon fast "Modelling". Abgesehen von der Soundbastelei kann man mit dem Pedal ganz sicher auch Durchsetzungsprobleme in Mehr-Gitarrenbands beseitigen. Man findet damit ganz sicher die "Mittenlücke", die noch frei ist und einen hörbar macht. Dieser Sound wird dann allein gespielt möglicherweise nicht so schön sein, aber im Kontext ist es der Richtige. Ich denke das und das was ich im Absatz davor geschrieben habe, macht das Pedal sozusagen auch sehr "studiofähig". Ich hab zum Schluss noch meinen Favoriten, mein Baldringer Dual Drive zum Vergleich daneben gelegt: In dem Vergleich klingt das Nady "fokussierter", mehr auf den Punkt. In Sachen Dynamik und Spielgefühl sind beide absolute Vollprofis. Das Baldringer klingt breiter und mehr nach Amp. Das Nady ist dafür vielseitiger und mit Sicherheit durchsetzungsfähiger im Bandkontext. Mein ganz subjektives Fazit: Aber ein Kauf in den USA ist heutzutage ja kein Problem und Spannungswandler findet man gar nicht so teuer bei großen Elektronik-Versandhäusern. Im Netz sind Aussagen zu finden, dass das Nady TD-1 und das Radial Tonebone Classic identisch klingen und wohl auch sind. Die Ausstattung ist gleich, das Nady nur eben made in China und daher günstiger. Das teurere Radial konnte ich bisher noch nicht ausprobieren, deshalb kann ich dazu nichts sagen. Vielen Dank an Magnus für die freundliche Leihgabe!
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