Empress Multidrive



 

 

 

 

 

 

 

 

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Darf es ein Reglerchen mehr sein? Voila´, das Empress Multidrive aus Kanada hat ihn. Boah, viel Poti = viel Schreib dachte ich, aber so wild ist das alles eigentlich gar nicht. Es ist alles übersichtlicher als man im ersten Moment denkt.

Erst mal hat das Multidrive ja drei Zerrsektionen mit jeweils einem Gain- und Volumeregler. Das sind ein Fuzz, ein Overdrive und ein Distortion. Jede dieser Zerrsektionen hat oben dazu einen Minischalter für die Filter-Voreinstellungen lowpass / none / highpass. Die Distortion Abteilung hat außerdem einen Minikipper für drei Distortiontypen: crunch, mild und lead.

Für alle drei Zerrer gibt es auf der rechten Seite eine Klangregelung mit hi, mid und low und einen Output- bzw. Masterregler. Die zentrale Einsatzfrequenz des Mittenreglers kann dazu über einen weiteren Kippschalter auf 500/250 oder 2k festgelegt werden. Bei den drei Klangreglern bedeutet 12 Uhr 0dB. Nach links und rechts gedreht gibt es dann jeweils bis zu plus oder minus 10dB. Die Klangregler haben im Gegensatz zu den anderen Potis eine Mitterastung auf 12 Uhr.

Damit wären die Potis und Kipper abgehandelt. Eigentlich doch noch relativ übersichtlich, oder?

Welche Zerrsektion dran ist, klärt die jeweils zugehörige LED. Fuzz rot, Overdrive gelb, Distortion grün.
Zum Schalten der Zerrsektionen gibt es den linken Footswitch namens select. Dieser kann zwischen zwei Presets hin- und her schalten. Zwei Presets und drei Zerrer? Ja genau, da haben wir den Salat!

Alle drei allein geht also nicht! Man muss sich entscheiden zwischen den unterschiedlichsten Paarungen und Kombinationen. Zum Verständnis ein paar Beispiele: Fuzz/Distortion und Overdrive. Nur Overdrive und Distortion. Fuzz/Overdrive/Distortion und Overdrive, Fuzz und Distortion..  u.s.w.
Ich hab jetzt nicht die Lust auszurechnen, wie viele Möglichkeiten man da hat. Das möge selber tun, wer das wissen will :-) Es sind auf jeden Fall eine ganze Menge und daher auch jede Menge Klangnuancen möglich. Einstellbar ist das alles über zwei Dreifach-Dipschalter im Innenraum des im Übrigen bestens verarbeiteten Pedals. Die beiden weißen Dipper sind auf dem untersten Foto zu sehen.

Man muss das Pedal dazu also aufschrauben. Was dabei nebenbei noch auffällt: Es gibt keinen Batterieanschluss, man kann das Pedal nur über ein 9 Volt Netzteil betreiben. Ob das Pedal an oder aus ist, zeigt eine blaue helle LED. An und aus wird natürlich über den rechten Footswitch geschaltet. Das Pedal hat einen sogenannten True Bypass.

Dazu noch die ganzen Kippschalter. Mann, was soll ich denn da alles ausprobieren und beschreiben? Ich bin etwas erschlagen. Aber wat mutt dat mutt, also ran an den Speck:

Das Pedal liegt vorm clean eingestellten Fender Deluxe Reverb und ich probier die drei Zerrer erst mal jeweils allein durch.

Was mir dabei auffällt ist, dass eigentlich man alle Zerrsektionen als Fuzz bezeichnen könnte. Alle drei sind fuzzig, das Overdrive vielleicht am wenigsten, was aber auch am geringsten Zerrvermögen liegen kann. Das Distortion hat einen ähnlichen Grundcharakter wie das Fuzz, ist aber bassbetonter und durch die drei verschiedenen Voreinstellungsmöglichkeiten natürlich flexibler.

Das Fuzz kann sehr viel Zerrgrad auffahren. Das singt heftig, absolut High Gain. Aber es kann auch mit Volume ganz auf und Gain fast zu wunderbar als vollkommen cleaner Booster werkeln, zumindest mit Single Coils. Da ist also ein sehr weiter Bereich an Zerrintensität abrufbar. Das klingt sehr gut und lässt sich mit der sehr zupackenden Klangregelung gut an alle Belange anpassen. Es ist schön dynamisch und reagiert gut auf das, was reinkommt. Ich würde sagen, es klingt eher modern als "vintage".

Die Overdrive-Sektion ist eher von der milderen Sorte. Es fängt i.V. mit Single Coils erst ungefähr ab der Mittelstellung des Gainreglers mit dem Zerren an. So kann man in Verbindung mit der Klangregelung klasse zum Bypass einen zweiten, anders klingenden Cleansound einstellen. Das funktioniert gut. Der Zerrcharakter ist eigen. Ein bisschen fuzzig, oben rum immer etwas glasiger und härter als ein Tubescreamer. Hier hab ich mit dem Fulldrive II verglichen. Der maximale Zerrgrad liegt so ungefähr auf der Höhe von einem normalen Tubescreamer. Gut gefiel mir der Overdrive für typische Stoner-Riffs.

Auch hier gilt, die Klangregelung arbeitet ungemein effektiv. Insbesondere der Mittenregler mit den drei einstellbaren Centerfrequenzen kann den Soundcharakter heftigst verbiegen. Vom wohlig mittigem Sound bis zum aggressiven Beißer ist da alles drin. Das gilt für alle drei Zerrsektionen.

Das Distortion hat ja drei Klangtypen parat. Crunch ist sehr bassig/fuzzig mit mittlerem Zerrgrad. Mild ist wirklich mild in Zerrgrad und Output, ziemlich clean. Lead ist etwas weniger bassig als Crunch und hat den höchsten Zerrgrad parat. Wie oben schon geschrieben, haben alle drei einen fuzzigen Charakter. Sie klingen abgesehen von "mild" also mehr nach High Gain Fuzz als beispielsweise nach MXR Dist+ oder dem orangenen Boss DS-1.

Die jeweiligen Low- bzw. Highpass Filter machen nur beim Mischen der Zerrsektionen Sinn. Also in dem Sinne, dass man z.B. das Untenrum vom Fuzz mit dem Obenrum vom Overdrive mischt und so weiter. Da gibt es ja eine Menge Möglichkeiten. Wird eine Zerrsektion solo genutzt, hat es in meinen Ohren wenig Sinn, da dann die Höhen oder die Bässe zu kappen.

So, dann mal los in Sachen Zerrer mischen:
Tja, was soll ich da schreiben, man kann die oben genannten Eigenschaften eben in jeder Couleur mixen. Effektiver sind die klanglichen Unterschiede dabei dann bei weniger Zerrgrad. Kommt heftigere Zerre ins Spiel, gewinnt der grundsätzliche Fuzz-Charakter die Oberhand und größere Unterschiede verschwinden. Das ergibt unterschiedliche Facetten. Das Fuzz ist da recht dominant. Entweder es ist bei geringeren Zerrgraden deutlich abgesetzt vom Overdrive bzw. Distortion im Hintergrund fast wie ein zweiter leiserer Amp zu hören, oder es dominiert den Klangcharakter insgesamt. Man kann da wirklich viel herausholen, verbringt aber auch eine Menge Zeit an den Reglern. Gerade auch i.V. mit den Low- und Highpass Filtern.

Ich würde aber fast sagen, dass man beim Regeln an der sehr intensiven Klangregelung effektiver in Sachen Soundunterschiede zur Sache gehen kann, als beim Mischen der Zerrsektionen.

Alles in Allem ist das Multidrive also ein vielseitig nutzbares Pedal. Man kann z.B. vor einem cleanen Amp einen zweiten, anders klingenden Cleansound und dazu einen subjektiv passenden Zerrsound einstellen (so würde ich es wahrscheinlich benutzen, das gefiel mir am besten). Oder man stellt eben z.B. zwei möglichst deutlich unterschiedliche Zerrsounds ein. Wobei "möglichst unterschiedlich" auf das Einstellen der drei Zerrsektionen begrenzt ist, denn Unterschiedliche Einstellungen der Klangregler kann man ja leider nicht abspeichern. Die muss man nehmen, so wie sie eingestellt sind. Ich hätte es da nicht schlecht gefunden, wenn die Klangregelung nur auf eins der beiden Presets Wirkung hätte. So wäre das Pedal tatsächlich noch flexibler in Bezug auf die beiden Presets.

Das Multidrive entpuppt sich für mich als recht modern klingendes Zerrpedal mit deutlicher Fuzz-Tendenz und sehr vielen Möglichkeiten. Ich würde es auf jeden Fall als empfehlenswert bezeichnen.

Das Empress Multidrive wurde mir freundlicherweise von  www.rock-gear.de zum Test zur Verfügung gestellt. Danke dafür!

 

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