Wampler Plextortion
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Das Wampler Plextortion, das ich hier September 2012 zum Test geliehen bekommen habe ist ein altes Modell aus dem Jahr 2007. Das Datum ist in der Innenseite der Bodenplatte vermerkt. Es unterscheidet sich nicht nur optisch, sondern auch in Sachen Regelmöglichkeiten und der Anordnung der Potis vom aktuellen Modell und auch von anderen früheren Plextortion Pedalen, deren Fotos ich im Netz noch gefunden habe. Aufgrund der mit Folie aufgebrachten Beschriftung und der gefundenen Bilder im Netz vermute ich mal, dass dieses das erste Modell des Wampler Plextortion ist.
Das orange lackierte Pedal hat sechs Potis. Das linke regelt die Stärke des mit dem linken Fußschalter zuschaltbaren Solo Boost. Der Boost funktioniert nur in Verbindung mit der ersten Zerrstufe, er ist nicht allein nutzbar. Dann kommen mit Volume, Tone, Mid Contour, Presence und Gain die Regler für die erste Stufe. Zwei LEDs sind da, eine rote für den Solo Boost und eine blaue für die rechte Seite. In der Stirnseite ist ein Netzteilanschluss. Batteriebetrieb ist natürlich auch möglich. Ohne Strom geht das Gitarrensignal im Bypass durch, das Pedal hat also keinen gebufferten Bypass.
An der Verarbeitung gibt es nichts zu bemängeln. Auch und insbesondere Innen nicht. Da sieht man sehr saubere Handarbeit. Auf dem Board (nix Platine!) sind zwei IC-Chips auf Sockeln zu sehen, die man für andere Klangfarben leicht austauschen könnte.
Das "Plex" im Namen deutet natürlich schon an, wo die Reise hingehen soll: Marshall Plexi. Laut der Hersteller- Website soll das aktuelle Plextortion den typischen JCM 800 Sound mit Celestion Greenback Speakern liefern (Wobei die JCM 800 ja eigentlich gar nicht mehr "Plexi" in Sachen Plexiglas-Reglerplatte sind). Und zwar mehr die Vorstufen Verzerrung der Mastervolume Modelle. Mehr an der Endstufenverzerrung orientiert ist das Wampler Pinnacle. Naja, das Testpedal ist ja nun aber ein Älteres. Schauen wir einfach, was so raus kommt.
Als erstes versuche ich damit mal, aus meinem Fender Deluxe Reverb einen Marshall zu machen. Geht natürlich nicht wirklich, klar, aber die Tendenz sollte doch da sein. Und das ist sie auch. Für mich klingt das tendenziell sogar eher nach weit aufgedrehtem non-Master als nach Vorstufenverzerrung. Besonders, wenn man mit den höhen etwas sparsam ist. Das klingt eher rau und rockig als sauber sahnig. Das Pedal ist ein Raubein. Aus dem Deluxe macht es einen ziemlich aggressiven Beißer. Am besten klingt es, wenn der Amp schon ein bisschen zerrt, finde ich. Das macht die Sache etwas runder. Der Mid Contour Regler ist klasse und regelt von der eher indirekten mittenarmen Schiene zu einem ziemlich mittenbetonten, aber dennoch ausgewogenen Sound. Mit der Tele und dem Deluxe gefiel mir das Poti fast ganz auf rechts gedreht am besten, also der mittigere Sound. Und dann Gain am besten ganz auf und ggf. den Zerrgrad mit dem Gitarrenvolume regeln, das geht gut. Der erreichbare Zerrgrad ist vor einem cleanen Amp kein High Gain, aber richtig satt und fett.
Mit meiner Humbucker Gibson ES klingt das Wampler ebenso gut, da ist dann natürlich noch mehr Zerrvermögen da. Aufpassen sollte man mit dem zuschaltbaren Solo Boost, denn der macht nur lauter und das recht extrem. Man sollte den Regler beim ersten Einschalten eher weiter auf links gedreht lassen, sonst gibt es extrem auf die Ohren. Wenn der Amp schon zerrt, kann man diesen damit aber natürlich auch zu extremerem Zerren bewegen. Also dieser Boost, der pustet echt heftig!
Merkwürdigerweise gefiel mir das Plextortion vor meinem Deluxe Reverb etwas besser als vor meinem Marshall Bluesbreaker Combo. Das klang zwar auch klasse, aber den Deluxe hat das Pedal irgendwie mehr "ergänzt" sozusagen. So ungefähr nach dem Motto: Der Bluesbreaker ist ja sowieso schon ein Marshall.
Mein ganz subjektives Fazit:
Klasse Pedal! Besonders als "Marshallizer" vorm Fender-artigen Amp.
Allerdings ist das Testpedal ja ein älteres Modell, ich kann deshalb nicht sagen, ob
das aktuelle Wampler Plextortion genau so klingt.
Vielen Dank an Michael für die freundliche Leihgabe!