VOX COOLTRON BIG BEN OVERDRIVE | ||
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Die Bilder und die Texte dieser Website sind von mir und nur mit meiner ausdrücklichen Genehmigung anderweitig, wie z.B. bei Ebay, zu verwenden. Das Big Ben Overdrive ist ein Vertreter der Vox Cooltron Pedalserie, die noch ein Distortion und zwei Booster bereithält. Die Pedale aus dieser Serie sind allesamt Röhrenpedale. Beim Big Ben werkelt eine Röhre mit relativ geringer Ausgangsleistung, eine 12AU7 von Electro Harmonics aus dem fernen Russland. Das Pedal selbst wird in Japan hergestellt. Die Röhre ist durch Lüftungsschlitze sichtbar und wird mit einer blauen LED beleuchtet. Wahrscheinlich nicht ganz grundlos, denn schon eine Werbung eines deutschen Autoherstellers stellte fest: blau macht glücklich. Ohne Beleuchtung käme die Röhre aber auch etwas unspektakulär rüber, denn von einem Röhrenglühen ist nichts zu sehen. Das liegt daran, dass sie mit sehr wenig Spannung und Heizstrom betrieben wird und dadurch sogar 16 Stunden langer Batteriebetrieb mittels 4 AA Mignonzellen möglich ist. Da stellt sich natürlich die Frage, ob die Röhre mit so wenig Futter denn noch macht, was sie soll. Dazu kann ich nur sagen: keine Ahnung ;-) Auf jeden Fall arbeitet sie, dass merkt man daran, dass das Pedal nach erstem Einschalten ein paar Sekunden braucht um einen Ton von sich zu geben. Die Röhre muss erst mal "hochfahren". Und ob es mit der kalten Röhre klingt, steht weiter unten. Erst wird die Ausstattung abgehandelt: Das Pedal ist nicht gerade klein. Bis Potispitze ca. 5,5 cm hoch, ca. 15 x 16,5 breit. Die Oberfläche ist bis auf die Seitenflächen und den Boden verchromt. Drei Chickenhead Potiknöpfe regeln Volume, Tone und Gain. Eine blaue LED ist vorhanden. Der Schalter schaltet in den True Bypass und an der Stirnseite findet man die beiden notwendigen Buchsen und den Netzteilanschluss. Das Batteriefach befindet sich im Boden unter einer Platte, die mit einer Schraube zu lösen ist. Die Verarbeitung ist gut. Dass eine leistungsschwächere 12AU7 statt der meist verwendeten 12AX7 verwendet wird, ist, glaube ich, eine feine Sache. Das Big Ben ist kein Zerrmonster, obwohl das maximale Zerrvermögen doch recht deutlich über dem eines Standard Ibanez Tube Screamer oder Boss SD-1 liegt. Bei ca. 15 Uhr Gain-Einstellung hat man das max. Zerrniveau dieser Pedale, kann dann aber mit dem Big Ben noch bis 17 Uhr weitermachen :-). Das endet dann in einer sehr satten und singenden Rockverzerrung. Die klingt sehr gut, die eigentlichen Stärken des Big Ben liegen aber meiner Meinung nach in den weniger verzerrten, bzw. leicht angezerrten Einstellungen. Ich habe am Anfang alles auf zwölf gestellt, meine Humbucker-ES eingestöpselt, dann den Tone-Regler etwas hoch auf dreizehn geregelt und mich wohlgefühlt. Ein leicht angezerrter Sound genau nach meinem Geschmack. Das Pedal klingt nicht aggressiv, Schönklang ist angesagt. Am Anfang hatte ich einen Ibanez TS 9 danebenliegen und habe hin- und hergeschaltet. Big Ben an ist dann wie endlich frei atmen. Das sind definitiv andere Klangwelten, obwohl der Grundcharakter in eine zumindest ähnliche, eher mittenorientierte Richtung geht. Es hat nicht diese extreme Ampklangtendenz eines Baldringer Dual Drive, aber es engt den Verstärker nicht so ein, wie es viele (oder eigentlich sogar die meisten) Pedale tun. Es klingt breit, sehr harmonisch und ausgewogen. Es strahlt richtig und reagiert trotz ganz leichter (Röhren-)Kompression auf jede feinste Nuance im Anschlag. Es spielt sozusagen mit und bietet absolute Oberligadynamik. Das braucht vielleicht nicht jeder, aber mich spricht das, wie man an meinem Rumgesülze in diesem Testbericht wohl unschwer merkt, absolut an. Meine liebsten Sounds sind nicht zu aggressive, nicht zu verzerrte Sachen, die man nur durch den Anschlag clean bekommt und die schüttelt dieses Pedal mit Bravour locker aus dem Hemdsärmel. Das Big Ben ist eigentlich wie für mich gemacht. Würde mir Jemand ein Signature-Pedal bauen, dann würde es wahrscheinlich dem Big Ben sehr ähnlich sein. Das ist ein sehr subjektiver Testbericht, aber wie es klingt lässt sich wohl trotzdem gut herauslesen. Dieses Pedal ist nichts für Metaller. Für alle anderen, die nicht so auf aggressive Klänge stehen, ist es aber möglicherweise genau das Richtige. Das Big Ben ist ein Referenzpedal für angezerrte Sachen. Es sei denn, es soll absolut nach Amp klingen. Dann muss man zum Fulltone OCD oder zum Baldringer greifen.
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