SEYMOUR DUNCAN  TWIN TUBE CLASSIC



 

 

 

 

 

Die Bilder und die Texte dieser Website sind von mir und nur mit meiner ausdrücklichen Genehmigung anderweitig, wie z.B. bei Ebay, zu verwenden.

Bei dem Namen Seymour Duncan denken Gitarristen mit Sicherheit zuerst an Tonabnehmer. Die Firma hat aber noch mehr auf Lager, Amps und Pedale z.B.
Die Firma sitzt in den USA im sonnigen Kalifornien, das vorliegende Testpedal (vielen Dank an Wilfried für die freundliche Leihgabe!) wird aber auf der anderen Seite der Welt hergestellt. Und zwar in China.

Das Twin Tube Classic Pedal mit der genauen Bezeichnung SFX-03 wurde 2006 auf den Markt gebracht. Das nicht gerade kleine Pedal ist ein zweikanaliges Röhrengerät, das in einem stabilen, kupfermetallic lackierten, pultförmigen Gehäuse aus Stahlblech mit weißer Beschriftung ganz hübsch daherkommt. Mit fast 1,5 Kg Gewicht liegt es schön satt auf dem Boden. Durch die Chickenhead Potiknöpfe wird das "Classic" noch etwas unterstrichen, ansonsten wirkt es eigentlich eher modern auf mich.

Die beiden Kanäle haben jeweils einen Volume- und einen Gain Regler und sind mit Rhythm und Lead bezeichnet. Sie teilen sich eine Klangreglung mit einem Bass- und einem Treble Regler. Es gibt eine LED für den "Gesamtzustand" und jeweils eine LED pro Kanal, der linke Fußschalter schaltet den Effekt ein oder aus, der rechte schaltet zwischen den beiden Kanälen hin und her. Das Pedal hat einen True Bypass.

Batteriebetrieb ist nicht möglich, die erforderlicher 16Volt Stromzufuhr stellt das mitgelieferte Steckernetzteil her. Das Pedal wird mit ungewöhnlichen Röhren betrieben. Es stecken zwei kleine 6021 Kolben drin, die besonders langlebig und unempfindlich gegen hohe Temperatur, Vibration und sonstige Erschütterungen sein sollen.

Das Pedal macht einen sauberen Eindruck, es ist bestens verarbeitet und kommt professioneller rüber als so manches Boutiquepedal.

Beide Kanäle lassen vollkommen cleane Sounds zu, auch mit Humbuckergitarren. Das Zerren geht sogar relativ spät los, im Rhythm Kanal mit meiner ES135 erst so ca. bei halb 11 des Gain Potis, im Lead Kanal ein wenig früher. Man kann das Pedal in beiden Kanälen als cleanen Booster nutzen, genug Output ist vorhanden. Der Klang der beiden Kanäle unterscheidet sich dabei nicht gerade weltbewegend, aber doch deutlich hörbar. 

Der Rhythm Kanal lässt das Durchgangssignal ziemlich in Ruhe, fügt diesem anfangs klangneutral nur mehr Output, weiter aufgedreht dann eher weiches Zerren hinzu.
Das Zerren klingt nicht aggressiv sondern eher klassisch und dabei aber eigenständig. Wenn ich unbedingt eine Richtung beschreiben müsste, dann wäre das im Rhythm Kanal eher die amerikanische als die englische. 
Der maximale Zerrgrad ist in dem Kanal nicht sehr hoch, das Augenmerk liegt bei angezerrten bis mittelschwer crunchenden Sounds, deren Abstufungen sich schön feinfühlig einstellen lassen.

Der Bass und der Tonregler gehen dabei intensiv zur Sache. Beide funktionieren bestens und können eine gehörige Portion von Tiefen und Höhen hinzufügen.

Im Lead Kanal kommt ein Hauch (mehr nicht) von Schärfe durch einen etwas anders ausgelegten Mittenbereich hinzu. Auch die Bässe sind ein wenig straffer. Trotzdem klingt es im Grunde nicht aggressiv, das ist nicht unbedingt ein Pedal für Metall Freaks. Auch hier geht es erst mal mit einem Cleansound los und auch angezerrte Sounds lassen sich gut einstellen. Der maximale Zerrgrad liegt aber deutlich höher als im Rhythm Kanal und man kann die Gitarre auch richtig schön singen lassen. Das klingt tendenziell ziemlich fett, kann aber auch mit dem Bass Regler gut etwas strammer geregelt werden, wobei es dann für mich sogar etwas nach altem Marshall klingt, so ungefähr in Richtung JTM45 außer Rand und Band.

Für mich hat das Twin Tube Classic eindeutig den Blues. Wer eher warme, fette und natürlich klingende Bluessounds sucht, sollte das Pedal unbedingt mal antesten. Durch die beiden Klangregler kann man sich sehr gut an unterschiedliche Amps und Gitarren anpassen und schön dynamisch reagiert das Pedal auch. Ich könnte mir vorstellen, dass in einer Band mit mehreren Gitarristen die eher warme Auslegung des Pedals etwas Durchsetzungsschwierigkeiten bereiten könnte, ist man alleine an den sechs Saiten hat man dafür aber ein sehr gepflegtes Tonmaterial. In einem Bluestrio ist das Gerät wohl sehr schwer zu schlagen. Sehr empfehlenswert für Gitarristen mit derartigen Ambitionen. Gitarre > Twin Tube > cleaner Amp und ab gehts.

 

ZURÜCK