Seymour Duncan 805 Overdrive



 

 

 

 

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Der Name Seymour Duncan steht in erster Linie wohl immer noch für Pickups. Die Firma stellt aber schon lange auch Pedale her. Zum Testzeitpunkt ganz neu auf dem Markt ist das 805 Overdrive, das mir Warwick Music Equipment zum Test zugeschickt hat.

Das Pedal gefällt mir optisch auf Anhieb richtig gut. Ich mag mintgrün. Ich glaube, so heißt diese Farbe wohl. Die Bezeichnung 805 lässt natürlich sofort einen Ibanez Tubescreamer Klon erwarten. Wenn dass denn der Fall ist, was sich im Testverlauf herausstellen wird, dann wurde aber zumindest in Sachen Klangregelung gehörig aufgemotzt. Das 805 hat nämlich eine dreibändige solche.

Neben den beiden großen Knöpfen für Level und Drive gibt es noch drei kleinere, aber sehr gut zu händelnde Trimmer mit Rastung auf 12 Uhr. Die stehen für Bass, Mitten und Treble. Alle Buchsen findet man oben in der Stirnseite des Pedals. Dort steht beim Netzteilanschluss, dass 9 bis 18 Volt eingespeist werden können, was durchaus Klangunterschiede ergibt. Das kennt man auch von  anderen Pedalen. In der Bodenplatte gibt es ein praktisches Batteriefach mit Klappe. Dort steht außerdem "Assembled in Santa Barbara, CA". Das Teil wurde also im sonnigen Kalifornien zumindest zusammengebaut.

Außerdem ist praktisch, dass zwei Streifen Velcro mitgeliefert werden, um das Pedal auf einem Board befestigen zu können. Für das auf den Boden legen liegt dann auch noch eine Moosgummi-Unterlage dabei. Und einen kleinen Streifen mit kleinen roten Pfeilen zum Aufkleben findet man auch noch. Damit kann man seine favorisierten Reglerpositionen markieren. Sowas hab ich bisher noch nicht in einer Verpackung gefunden. Schöne Idee!

Die Grundfläche des Pedals entspricht ungefähr der eines Standard Boss oder Ibanez Pedals. Sie ist also einen Tick größer als die typische kleine MXR-artige Box. Die Verarbeitung ist absolut 1a und es gibt einen True Bypass. Ein wirklich schönes Manual mit Einstellbeispielen ist dabei. Dort wird auch die Klangregelung genauer beschrieben: Bass und Mid regeln von der 12 Uhr Stellung ausgehen plus/minus 12 dB, Treble 13 dB. Der Bass tut das bei 90 Hz, Mid bei 750 Hz und Treble bei 2,12 KHz.

Im Manual steht übrigens auch ausdrücklich, dass das Pedal auf der Schaltung mit dem "808 Chip" basiert, aber mit einer höheren "gain range" und eben der kompletten Klangregelung, die man bei typischen Ibanez TS sonst nicht findet. Die Firma bezieht sich also ausdrücklich auf den grünen Tubescreamer, der deshalb natürlich als Vergleich daneben gelegt wird. Allerdings in Form zweier alter TS 9. Meine alten 808 habe ich nicht mehr parat, ich hab einfach zu viel Geld dafür bekommen ;-)

Mit meinem kleinen Asselton Looper kann ich wunderbar direkte A/B Vergleiche anstellen. In der einen Loop der alte Tubescreamer, in der anderen das Seymour Duncan Testpedal und los geht es mit Tele und Deluxe Reverb. Angefangen habe ich mit allen Klangreglern in der 12 Uhr Position und voll auf gedrehten Drive Reglern. Im direkten Vergleich musste ich da beim Seymour Duncan den Level einen Tick herunter drehen, um auf den gleichen Output zu kommen. Aus dem 805 kommt also etwas mehr heraus. Ansonsten gibt es eigentlich keinen nennenswerten Unterschied zu beschreiben. Der Zerrgrad ist gleich und der Klang auch! Da der kleine Asselton ohne Stromzufuhr nicht anzeigt, welche der zwei Loops gerade an ist, wusste ich beim hin- und her schalten bald nicht mehr, welches Pedal gerade tönt. Der Klang ist wirklich identisch in dieser Einstellung. Übrigens auch beim zweiten alten TS 9, den ich noch habe. Alle drei absolut identisch.

Das bleibt auch so, wenn man den Zerrgrad bei beiden absenkt. Auch leicht angezerrte Sachen klingen gleich. Als reiner Booster, als der ein Tubescreamer ja sehr oft verwendet wird, hat das 805 durch die leicht höheren Outputreserven natürlich etwas die Nase vorn.

Richtig die Nase nach vorn bringt aber natürlich die Klangregelung mit den drei Trimmern. Da kann der ehrwürdige Alte mit seinem einsamen Tonpoti nicht mithalten. Das Seymour Duncan Pedal ist dadurch deutlich vielseitiger. Der z.B. manchmal bemängelte, aber nun mal typische leichte Bassklau des TS ist mit einem Bassregler natürlich kein Thema mehr. Der 805 kann ein ganz schönes Pfund unten herum anbieten. Aber auch das Gegenteil! Dann wird das Pedal fast schon ein Treblebooster. Das funktionierte z.B. sehr gut mit meinem zerrenden JTM 45, zum Fender Deluxe Reverb passt das dann aber nicht.

Der Treble Regler des 805 ist vergleichbar mit dem Tone des TS 9. Die beiden Regler arbeiten auf ungefähr gleiche Weise. Und dann ist da noch der Mittenregler. Dreht man den voll auf, dann gibt es einen "Honk", der mich an kleine Mittenhupen wie den alten Fender Champ oder auch den Pro Junior erinnert. Das ist eine feine Sache. Der Deluxe Reverb drückt damit richtig. Der zurückgedrehte Mittenregler macht den Sound transparenter, glitzernder und strahlender. Natürlich auch "dünner". Aber selbst mit ganz geschlossenem Mittenpoti hat man einen sehr brauchbaren Sound, der z.B. gut für transparente Rhythmusgitarren im Hintergrund ist. Die Klangregelung arbeitet wirklich klasse und wertet das Pedal ungemein auf.

In Sachen Dynamik, also Ansprache auf den Anschlag und auch auf das Volumepoti der Gitarre liegen beide Pedale gleich auf. Die Dynamik wird durch mehr Volt gesteigert. Man kann das 805 ja mit bis zu 18 Volt betreiben. Wie schon geschrieben kennt man das auch von anderen Pedalen. Der Sound wird klarer, dynamischer aber auch härter. So in etwa ist das eigentlich immer und eigentlich nie mein Ding.
Aber das ergibt eine andere Soundformung, die sicher auch vielen gefällt. Geschmackssache eben.

 

Mein ganz subjektives Fazit:
Das Seymour Duncan 805 Pedal ist ganz eindeutig eine der besseren Varianten des alten Ibanez Klassikers. Allein schon deshalb, weil der "Alte" klanglich identisch im 805 mit neutraler Klangregelung steckt! Und diesen alten Sound kann man eben noch ordentlich verbiegen, ohne das was schlechteres dabei herauskommt. Ich kann das Pedal sehr empfehlen!

 

Vielen Dank an Warwick Music Equipment für das Zusenden des Seymour Duncan 805!
Zum Testzeitpunkt 10/2014 gibt es das Pedal im Fachhandel und auch im Warwick Online Shop.

 

                                                                                                                                                         23.10.2014