Onerr Distortion + Onerr Tungsten Overdrive



 

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Mal was exotisches, zumindest was die Herkunft anbelangt: Made in Brasil. Ich glaube, das ist eine Premiere in dieser Website. Den Markennamen bzw. das Label Onerr gibt es seit 1994, dahinter steckt die schon länger existierende Firma Microtronics Electronica Ltd. Das erste Pedal unter dem Namen Onerr war ein Wah Wah. Mittlerweile gibt es von Onerr jede Menge Geräte, ein Multieffekt im Bodenformat a la Fender Mustang Floor z.B. und verschiedene Solid State Amps und natürlich eine Palette kleiner Effekt-Pedale. Mehr dazu findet man in der Herstellerwebsite www.onerr.com

Zum Test hab ich hier zwei Verzerrer vom GW Forumsmitglied Jaydee65 aus Bremen zugeschickt bekommen, danke dafür! Es handelt sich um das Onerr Distortion und das Onerr Tungsten Overdrive.

Als ich im Netz nach der Bedeutung des Namens Tungsten suchte, war irgendwo zu lesen, die Pedale hätten Plastikgehäuse und man sollte doch lieber vorsichtig drauftreten. Vielleicht war das mal so, aber die beiden Pedale die ich hier habe sind kleine Schwergewichte in fetten Metall-Gehäusen. Die sind wirklich recht gewichtig, ein Boss SD-1 ist z.B. bei gleicher Größe dagegen ein Fliegengewicht, ich schätze ungefähr nur halb so schwer. Beim Vergleich zum Boss Pedal bleibe ich mal, da sind trotz der eigenständigen Gehäuse der Onerr Pedale einige Gemeinsamkeiten da. Die Größe ist in etwa gleich, die Brasilianer sind nur zwei/drei Millimeter höher und auch bei den Onerrs kann man nach Lösen einer Rändelschraube die Trittflächen hochklappen. Darunter ist dann das Batteriefach und der Schalter.

Tungsten ist übrigens die englische Bezeichnung für das Element Wolfram und die schwedische Bezeichnung für harter Stein. Harter Stein passt gut zu den Pedalen.

Die Potiknöpfe sind vorne soweit versenkt angebracht, dass sich beim Treten nichts versehentlich verstellen sollte. Das Overdrivepedal ist glänzend dunkelgrau metallic lackiert, das Distortion schwarz matt "cracklelig" Kunststoffbeschichtet. Die Trittflächen haben jeweils eine Gummiauflage. Zu Regeln gibt es Level und Tone bei beiden, dazu für den Zerrgrad Dist beim Distortion und Drive beim Overdrive.
Oben links neben den Potis ist bei beiden eine rote LED angebracht, ein 9 V Anschluss ist jeweils in der Vorderseite. Es passen die üblichen Standard Netzteile.

Innen füllt eine Platine die gesamte Grundfläche aus. Die Verarbeitung ist soweit gut, vergleichbar mit Boss Produkten. Nur beim Tungsten Overdrive ist die Trittfläche etwas schief angebracht, was die Funktionalität aber nicht weiter stört.

Der Unterschied zwischen Distortion und Overdrive bei so bezeichneten Pedalen ist fließend. Mit Overdrive verbindet man eher weniger Zerrgrad und mehr die Richtung Booster. Mit Distortion eher Metal-Töne, mehr Verzerrung und wohl auch mehr Bissigkeit. Aber wie gesagt, die Grenzen sind da nicht so eng gesetzt. Bei den beiden Onerr Pedalen trifft das aber so ungefähr zu. Das Distortion hat z.B. schon bei ganz zugedrehtem Distortion Regler einen Zerrgrad parat, den eine ganze Menge Overdrive Pedale gar nicht erst erreichen. Mein gelber Boss SD-1 kommt da voll aufgedreht gerade so eben ran, klingt aber völlig anders. Ich bleibe hier mal beim Vergleich zum gelben Boss Klassiker.

Der SD-1 OD klingt im Vergleich zum Distortion sehr dosig, das Onerr Distortion ist viel drückender und hochmittig beißender, also deutlich aggressiver bei gleicher Tonreglereinstellung. Mehr Höhen sind auch da und der Bass geht auch einen kleinen Tick tiefer runter. Dreht man den Dist. Regler weiter auf, geht es ohne störende Sprünge hoch bis zu einem fetten High Gain, mit dem selbst meiner 50s Tele fetteste Metal Riffs zu entlocken sind. Der Zerrgrad ist wirklich sehr hoch, dabei halten sich die Nebengeräusche noch in erfreulich tolerierbaren Grenzen. Gar nicht schlecht, schön bissig und giftig, auch mit meiner dicken Gibson ES 135. Zumindest, wenn man es so giftig will, denn über den Tonregler lässt sich auch so mancher Giftzahn ziehen. Der arbeitet sehr gut. Das ist keine reine Höhenblende. Wenn man ihn aufdreht, merkt man deutlich, dass auch immer mehr Bass gekappt wird.

Der Onerr Tungsten Overdrive ist komplett anders am Werk und unterscheidet sich aber auch ziemlich deutlich vom Boss SD-1. Der erreichbare Zerrgrad ist natürlich bei Weitem nicht so hoch, wie beim Distortion Bruder, aber für ein Overdrive Pedal immer noch ziemlich hoch. Das ist deutlich mehr, als der gelbe SD-1 zerren kann. Der Vergleich dieser drei Pedale stellt sich als ganz interessant heraus, weil der Onerr Overdrive tatsächlich klanglich so ziemlich genau zwischen dem gelben Boss und dem Onerr Distortion liegt.

Es geht aus Richtung Onerr Distortion mehr in eine kompaktere mittigere Richtung mit weniger Bass und Höhen, ist aber trotzdem noch weit vom Boss SD-1 entfernt. Es klingt einfach breiter und transparenter und bassiger.Die Grundtendenz ist eher warm, nicht so bissig, kann aber über den Tonregler gut angepasst werden. Der Sound ist ganz schön komprimiert und lässt die Gitarre singen, das Sustain wird unterstützt. Der Nachteil ist, dass die Dynamik darunter etwas leidet. Das Overdrive reagiert nicht so gut auf den Anschlag, leichtes Anschlagen macht den Ton leiser, der Zerrgrad ändert sich aber wenig. Das können andere Pedale besser, auch das Boss SD-1 z.B.

 

Mein ganz subjektives Fazit:
Das Onerr Tungsten Overdrive ist für mich eher ein Pedal für den dickeren Solosound, obwohl mir auch da dann die Dynamik etwas fehlt. Also.. naja, mein Ding ist das nicht, sag ich mal so.
Das Onerr Distortion gefällt mir dagegen gut, das kann ich empfehlen. Es klingt gut und reagiert gut. Angezerrte Sounds sollte man da aber nicht erwarten, das ist ein Pedal für die härtere Gangart.

 

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