OKKO Diablo GH |
||
|
Ein neuer güldener Diablo ist in der bunten Zerrerwelt gelandet. Der Namenszusatz GH steht hier für Gregor Hilden, das Gerät ist ein Signature-Pedal. Gregor Hilden macht klasse Musik und hat einige schöne CDs herausgebracht. Aber er verkauft auch Gitarren und wohl so ziemlich jeder Gitarrist, der auch mal bei youtube reinschaut kennt auch die vielen Videos, in denen er zum Verkauf stehende Vintage Gitarren vorstellt. Dort benutzt er sehr oft einen Okko Diablo. Für mich ist er ein Paradebeispiel dafür, wie viel in Sachen Ton vom Spieler abhängt. Ich hab auch gerne und oft einen Diablo gespielt, klang und klinge damit aber immer ganz anders. Vor allem viel aggressiver im Ton. Weil mich das wunderte, habe ich Gregor Hilden auch mal angemailt mit der Frage, wie er denn den Diablo so einstellt. Aber auch mit seinen Einstellungsvorschlägen klang ich überhaupt nicht wie er. Also das mit dem "Ton aus den Fingern"... da ist definitiv was dran! :-)
Die Basis dieses Pedals ist natürlich der altbekannte und aus gutem
Grund sehr beliebte Okko Diablo. Was hat nun Gregor Hilden an Ideen und
Vorlieben eingebracht? Außerdem gibt es beim GH zwei zusätzliche Kippschalter mit
jeweils drei Positionen. Einer ist für drei Eingangsempfindlichkeiten
zuständig. Damit lassen sich die jeweiligen Gitarren bzw. unterschiedlich "starke" Pickups gut an das Pedal anpassen. Mit dem
zweiten Kipper kann man drei unterschiedliche Arbeitsfrequenzen des
Tonreglers festlegen und diesen somit flexibler nutzen. Feines Pedal. Die Verarbeitung ist Okko-typisch allerfeinst, da findet man nichts zum meckern. Die beiden Kipper zwischen den Potis zu bedienen ist ein bisschen fummelig, aber da muss man ja nicht dauernd ran. Die LEDs sind gut sichtbar, die für die Zerrstufe ist weiß, die für den unabhängigen Boost rot. Der Bypass ist wie gehabt ein sogenannter True Bypass. Den Booster hab ich als erstes ausprobiert. Der ist echt klasse. Wie geschrieben ist der unabhängig von der Zerrsektion, man kann ihn also auch "stand alone" nutzen. Der neue Tonregler ist da echt eine Bereicherung. Vom dumpfen Ton, der für manche "typischer" Jazzton ist bis zum klaren höhenreichen, fast schon Treble Boost-artigen Gehabe geht da alles. Sehr gut. Zum Anpusten natürlich, aber auch einfach nur um einen zweiten Sound parat zu haben. Ein weiteres Schmankerl: Er kann auch anders herum. Er kann auch leiser machen! Und das ohne Soundverlust. Sowas kann man auch als einzelnes Pedal namens Minus Booster von einem anderen Hersteller kaufen. Das gibt es hier als Dreingabe einfach dazu. Der Booster sitzt hinter der Zerrstufe. Er macht also "nur" lauter oder leiser, ohne den Zerrgrad des Pedals zu verändern. Mancher hätte vielleicht den Booster lieber vor der Verzerrung, um diese dann per Schalter zu intensivieren. Ich mag es lieber so, wie hier, da ich den Zerrgrad immer eher mit dem Volumenregler der Gitarre steuere. Das funktioniert hier auch bestens. Die Reaktion auf das was reinkommt ist bei den Diablos allgemein sehr gut, auch bei diesem. Das wäre hier vielleicht das einzige, was mir noch als zusätzliches Feature sinnvoll erscheint bzw. überhaupt noch einfällt: Ein Kippschalter, um den Booster vor oder hinter die Zerrstufe zu schalten. Der Regler zum Anpassen der internen Spannung ist auch eine feine Sache. Da geht es straffer, klarer, lauter und dynamischer zu, je mehr man aufdreht. Und das sind ganz und gar nicht nur Nuancen, das hinterlässt ordentliche Spuren! Ich persönlich bin eher für weniger Spannung und damit für eine weichere, nicht ganz so harte Ansprache zu haben. Aber das ist natürlich reine Geschmackssache und das Pedal wird durch diesen Regler auf jeden Fall noch deutlich variabler. Da geht es wirklich von weich und komprimiert bis zur dynamischen Peitsche. Sehr schöner Regler! Dass das Pedal mit allen Gitarrentypen gut klarkommt liegt
aufgrund der einstellbaren Frequenzen des Mittenreglers und der drei
Eingangsempfindlichkeiten auf der Hand. Da kann man ja alles nach Belieben
wunderbar anpassen. Der Standard Diablo ist schon echt flexibel. Der GH
setzt noch einen drauf. Da kann man ewig lang davor sitzen und alles
Mögliche an Nuancen und Feinheiten rauskitzeln. Insofern fällt es mir jetzt auch schwer, den Klang der Zerrsektion zu beschreiben. Da ist im Grunde ja alles drin. Von nett und artig bis ziemlich aggressiv und böse, je nach Einstellung. Und der erreichbare Zerrgrad ist auch alles andere als zu gering, das geht richtig ab. Grundsätzlich ist das natürlich Okko Diablo. Manche sagen der Diablo klingt nach Marshall, für mich ist das eher so was wie eine neutrale Verzerrung, die dem Amp nicht so sehr einen Stempel aufdrückt. Deshalb passt das Pedal auch ebenso gut vor meinen JTM 45 Bluesbreaker Combo wie vor meinen Fender Deluxe Reverb. Es ist ein Allrounder, eine Allzweckwaffe.
Mein ganz subjektives Fazit: Im Grunde ist es schon so wie
mit der Telecaster. Die gehört in jeden Gitarristen-Haushalt.
Vielen Dank an Heiko für die Leihgabe!
04/2017 |