Morley Classic Wah


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Bilder und die Texte dieser Website sind von mir und nur mit meiner ausdrücklichen Genehmigung anderweitig, wie z.B. bei Ebay, zu verwenden.

Wer hat es erfunden, das Opto-Wah Wah? Ich denke, es war die amerikanische Firma Morley in den Siebzigern oder sogar schon in den Sechzigern. Gegründet wurde Morley schon in den Sixties von den Brüdern Raymond und Marvey Lubow in Los Angeles. Mit einem Echo Gerät, das mit einer neuen Technik funktionierte ging es los. Der Name Morley entstand aufgrund ihres zweiten Produkts, einer Leslie Sounds imitierenden Gerätschaft. Die arbeitete ebenfalls mit dieser neuen Technik, die auf einer in einem Ölbad rotierenden Scheibe beruhte. Als Ableitung aus dem Wort Leslie (Less lee) entstand das Wort Morley (More Lee). So steht es jedenfalls bei Wikipedia ;-).

1989 wurde Morley an die Chicagoer Firma Sound Enhancements Inc. verkauft. Diese verfeinerte die opto-elektronische Steuerung der Wahs, indem LEDs verwendet wurden anstatt der kleinen Glühbirnchen der Ur-Modelle.

Laut Schild auf der Bodenplatte des Testpedals gilt auch heute noch: Made in USA.

Auf jeden Fall ist Morley ein Spezialist in Sachen Wah Wahs, allein schon deshalb, weil zum Testzeitpunkt 08.2013 satte siebzehn unterschiedliche Wah Pedale der Firma erhältlich sind! Dabei handelt es sich um diverse Signature Pedale, Wah/Volume und Wah/Distortion Kombinationen und klassische Varianten. Bei den Signature Pedalen ist auffällig, dass die betreffenden Musiker eher Freunde heftigerer Zerrsounds sind, wie z.B. Steve Vai und Mark Tremonti. Das Morley Classic Wah, das ich von Warwick Music Equipment geschickt bekommen habe, dürfte wohl in dem Angebot als Basismodell zu bezeichnen sein.

Wie oben schon angedeutet baut Morley keine Poti-gesteuerten Wah Wahs. So arbeitet auch das Testpedal verschleißfrei opto-elektronisch. Damit ist auch schon der große Vorteil gegenüber den klassischen Potentiometer-gesteuerten Wah Wah Pedalen a la Dunlop Cry Baby oder Vox 847A erwähnt. Die Potis dieser Pedale neigen dazu, irgendwann zu verschleißen, was sich dann in Form von mehr oder weniger lautem Rascheln oder Knistern zeigt. Dann ist ein Austausch des Potis nötig, was z.B. bei meinem Lieblings Wah Wah, meinem Dunlop Classic Cry Baby auch schon passierte.
Dort habe ich dann nicht gespart und ein teures Hot Potz gekauft und eingebaut. Das kostete schon fast halb soviel, wie das Morley Classic Testpedal heute!

Die Verschleißfreiheit ist natürlich klasse! Aber diese Steuerung bringt mit sich, dass keines der Opto-Wahs so klingt, wie ein Poti-gesteuertes. Und genau da scheiden sich die Geister. Manche hassen sie regelrecht, manche mögen den anderen Klang. Wie schon geschrieben ist mein Lieblings-Wah ein Cry Baby mit Potentiometer. Aber ich habe auch sehr lange ein Opto-gesteuertes George Dennis GD30 auf dem Effektboard gehabt und nutze das auch heute noch gerne. Ich bin da nicht ganz so festgelegt.

Daher hab ich als Vergleich hier in diesem Test also mein Dunlop Classic Cry Baby, ein George Dennis GD30 und als Schmankerl noch ein Proberaumfund Morley Black Gold Basic Wah Volume aus der vor-Chicago Zeit, also aus den Achtzigern. Fein, das macht Spaß!

Das neue Morley Classic Wah ist zwar, auch wenn das auf dem Foto links nicht ganz so rüber kommt, eine ganze Ecke kleiner als der Vorläufer aus den Achtzigern, aber ich würde die Grundplatte trotzdem als recht groß bezeichnen. Sie misst immerhin 23 x 14,5 cm. Die Bodenplatte ist aus blankem rostfreien Stahl, der Rest incl. Wippe ist schwarz Pulverbeschichtet. Da zerkratzt nichts so leicht, das ist eine sehr robuste Oberfläche. Oben auf der Wippe ist dann noch eine raue Hartgummischicht aufgeklebt. In der Bodenplatte ist ein Batteriefach mit Plastikabdeckung zu finden, rechts ist der Input, links der Output. Rechts ist auch der Netzteilanschluss, das Pedal braucht im Gegensatz zum älteren Bruder aus den Achtzigern nur 9 und nicht 18 Volt. Wie bei Morley üblich wird das Classic Wah über einen Fußschalter eingeschaltet und nicht wie bei den meisten anderen über die Wippe bzw. über einen von der Wippe betätigten Schalter. Das kann man natürlich als Nachteil sehen, denn man kann nicht "sofort" loslegen. Das ist aber eben nun mal so bei Morley und hat auch einen beachtenswerten Vorteil, den ich weiter unten beschreibe. Dazu gibt es eine rote LED, die anzeigt, ob der Effekt eingeschaltet ist. Übrigens ist der Fußschalter beim neuen Morley rechts, beim alten Vergleichspedal links.

Jetzt zum Wichtigsten, zum Klang:
Erst mal geht es clean bis leicht verzerrt los. Wie funktioniert es mit einem ganz klassischen Fender Cleansound aus meinem Deluxe Reverb? Strat, Tele und Humbucker ES 135 sind heute im Angebot. Los geht es mit der Strat. Da stelle ich erst mal fest, dass beim Classic Wah ohne Strom im Bypass das Gitarrensignal durchgeht. Das Pedal hat also einen so genannten True Bypass.

Das Morley hat einen sehr charakteristischen Ton und die neue und die alte Version haben ganz klar den gleichen Klang. Das neue Klassik Wah macht aber in Sachen Höhen einen weiteren Schritt, es kann noch etwas höher hinaus. Das kann heftig klingeln! Im Bass, also "Hacke ganz unten" sind beide sehr leise, Bassvolumen ist wenig da. Im Vergleich zum Dunlop Cry Baby Classic klingen die Morleys völlig anders, haben aber über den weiteren Pedalweg auch eine weitere klangliche Bandbreite. Das relativiert sich allerdings durch den mageren Bassbereich und den Sweet Spot, den man mit dem Wah sucht und nutzt. Man braucht den großen Regelweg nicht unbedingt. Der Sweet Spot ist beim Cry Baby leichter zu finden, ganz einfach, weil der "Suchbereich" deutlich enger ist. Auf dem Morley muss man sich erst mal einfuchsen.

Das Cry Baby macht fett "Wuoai", das Morley macht dünner "Yoöii". So würde ich das beschreiben. Der Unterschied ist sehr groß! Das orange George Dennis klingt eher in Richtung Cry Baby, ist aber deutlich zahmer. Der Effekt ist dort viel weniger aufdringlich als beim Morley und beim Cry Baby, die beide sehr deutlich intensiver Quaken. Das Morley boostet den Ton nicht. Im Bassbereich macht es durch seine Charakteristik das Signal sogar leiser, das ist eben der typische Morley Ton.

Die unterschiedlichen Gitarren passen alle. Das Cry Baby Classic, das recht fett klingt und auch ein wenig boostet, neigt i.V. mit Humbuckern etwas zum Verschlucken, insbesondere, wenn es ans Zerren geht. Da muss ich dann den Volume Regler an der Gitarre etwas zurücknehmen. Das Morley kennt das überhaupt nicht, das kommt auch mit höheren Zerrgraden gut klar. Da kommen mir wieder die Musiker in den Sinn, die ein Morley Wah auf den Leib geschneidert bekommen haben: Steve Vai, George Lynch, Mark Tremonti und Kiko Lourero. Das sind alles Leute, deren Schwerpunkt nicht gerade bei cleanen Gitarrensounds liegt. Vielleicht ist der Bereich eher das angestammte Morley Wah Metier?

Also geht es jetzt mal in meinen kleinen Peavey Classic 20 Brüllwürfel, der im umgebauten Gehäuse gerade testweise einen 12 Zoll Celestion Vintage 30 Speaker intus hat. Den, mit Gain und Drive voll auf i.V. mit meiner Gibson ES 135 und dem Cry Baby Classic Wah kann man bei Youtube hören. Da muss man einfach nach "Dieter Stenzel third stone from the sun sonicfood" suchen. Das ist ein Proberaummitschnitt, bei dem ich ganz schön am Gitarrenvolume werkeln musste, damit nicht alles in Husterei versinkt. (Muss man aber ganz hören, sonst kommt die Zerr/Cry Baby Sache nicht rüber)

Mit dem Morley geht es völlig problemlos glatt auch bei intensivster Verzerrung. Da gibt es kein Verschlucken. "Schuld" ist wohl der defensive Bassbereich. Das ist im Bereich heftiger Zerren vielleicht die bessere Variante, denn der im cleanen Bereich deutlich merkbaren Bassklau verschwindet quasi im Zerrbetrieb. Merkwürdig, ist aber so. Im heftigen Zerrbetrieb hört man i.V. mit dem Morley den Effekt außerdem deutlicher heraus als i.V. mit dem Cry Baby. Diese Morley Klangcharakteristik setzt sich dann offensichtlich etwas besser durch. Das ist sicher mit einer der auschlaggebenden Gründe, weshalb das Morley eher im Metal oder anderen zerrintensiveren Regionen beliebt ist. Trotzdem ist der Effekt wie bei anderen Wahs auch aber umso intensiver, je weniger Zerrgrad im Spiel ist, das ist normal.

Ein großes Plus des Morley ist, dass es durch den größeren Regelbereich einfacher ist, diese typischen näselnden Sounds eines feststehenden Wahs zu erzeugen. Die kann man da einfach besser und variantenreicher herauskitzeln. Und außerdem hat man bei einem Morley mit Schalter neben der Wippe diesen Sound dann auch auf Knopfdruck parat, wenn man ihn vorher einstellt und nicht auf die Wippe tritt! Das ist nicht schlecht und mit kaum einem anderen Wah möglich. Mir fallen dazu gerade nur uralte Ibanez Fuzz/Wah Pedale ein.

Der Testbericht ist etwas in eine Opto-Wah versus Poti-Wah Abhandlung abgeglitten.
Aber das macht nichts, ich denke das Morley Classic Wah ist trotzdem gut beschrieben, sag ich mal ganz ohne Eigenlob. Nicht zu vergessen ist außerdem, dass das Pedal auch sehr basstauglich ist! Ich hab es mit meinem Mexico Jazz Bass am Bass Amp ausprobiert und das funktioniert bestens.

Mein ganz subjektives Fazit:
Morley hält mit dem Classic Wah an seiner Tradition fest und damit auch am ganz typischen Morley Wah Wah Ton. Den mag man, oder man mag ihn eben nicht. Wer ihn mag, der bekommt meiner Meinung nach für recht wenig Geld sehr viel: Ein sehr robustes, ganz Morley-typisch klingendes und agierendes Wah Wah Pedal Made in USA.

Ich meine und finde: Da gibt es nix zu meckern!

 

Vielen Dank an Warwick Music Equipment für die freundliche Leihgabe!

Zum Testzeitpunkt 08/2013 gibt es das Pedal im Fachhandel und auch im Warwick Online Shop.

 

                                                                                                                                       ZURÜCK