KLON   CENTAUR

 

 

   

 

 

 

   

 

   

 

   

 

 

ZURÜCK

 

Die Bilder und die Texte dieser Website sind von mir und nur mit meiner ausdrücklichen Genehmigung anderweitig, wie z.B. bei Ebay, zu verwenden.

Sagenumwoben ist nicht nur der Centaur aus der griechischen Mythologie. Auch das Pedal der kleinen Firma Klon hat so einen Status. Kaum jemand hat es mal gespielt bzw. weiß wirklich, wie es klingt. Es ist selten und teuer und wer eins bestellt, muss lange warten. Das sind, wie ich an anderer Stelle schon mal schrieb, beste Zutaten für einen Kultstatus.

Wenn es dann vor einem liegt, ist man aber nicht ernüchtert. Im Gegenteil, es kommt schon sehr edel rüber, das Gerät. Ein Grund dafür ist, dass hier mal nicht das übliche Standard Hammond Kastengehäuse zum Zuge kommt. Das Klon Centaur hat ein eigenständiges, pultförmiges poliertes Gehäuse aus Alu-Druckguss, das ohne Lack daherkommt. Es ist nicht gerade klein, ungefähr doppelt so groß wie ein Standard Boss Gehäuse, aber etwas flacher als ein solches. Die drei rotbraunen Potiknöpfe sind auch keine Standardware und fallen in die Kategorie "griffig und groß". Es gibt auf dem Gehäuse keine Skala für die Potis, sie sind aber durch eine Nase der Potiknöpfe trotzdem halbwegs gut ablesbar. Die sparsame Beschriftung ist auflackiert. Alles Geschmackssache, aber ich finde das Gehäuse richtig klasse.

Ältere Pedale sind auch mal in Gold und mit einer Pferdemensch-Grafik, (eben einem Zentauren) zu finden. Heute gibt es das Klon Centaur nur in der hier getesteten Ausführung. Die Technik, Bauteile und Klang sind bei allen Klon Centauren gleich.

Die Ausstattung ist sparsam, zu regeln sind Gain, Treble und Output.
Eine rote LED ist links oben auf dem Gehäuse zu sehen. Die Stirnseite beherbergt die beiden Buchsen für den In- und den Output und den Netzteilanschluss, der hier leider im Miniklinkenformat ausgeführt ist. Ein passender Switchcraft Stecker dafür wird mitgeliefert. Man kann ein 9 Volt Netzteil an den Stecker löten, wenn man denn will.

Die Bodenplatte wird durch zwei größere Schlitzschrauben gehalten, die man mit einem Geldstück öffnen kann (muss aber schon eine sehr kleine Münze sein). Drinnen gibt es erstmal eine im gegossenen Gehäuse integrierte Batterieaufnahme zu bewundern. Und dann Platinenbaukunst mit schwarzer reparaturunfreundlicher Antiblick-Bekleisterung, die man auch von anderen Pedalen kennt (z.B. Fulltone oder Okko).

Der Fußschalter ist aus Mexiko und mutet etwas "vintage" an, er ist eben nicht das typische blaue Teil, das man in Boutique Pedalen schon erwartet. Das Klon Centaur hat einen gebufferten Bypass. Das Bypasssignal ist für meine Ohren klanglich unbelastet. Ich höre da nichts negatives im Vergleich zum puren Kabelsignal.

Die Verarbeitung der ganzen Sachen ist blitzeblank ausgeführt. Was noch auffällt ist, dass das Gainpoti doppelstöckig ist, dazu weiter unten mehr.

So, und jetzt wird es Zeit endlich zum eigentlich wichtigen zu kommen.
Zum Thema wie klingt das und was macht das.
Grundsätzlich ist das (oder der?) Klon Centaur eher ein Booster als ein heftiger Zerrer. High Gain gibt es nur, wenn man einen schon zerrenden Amp heftig anpustet. Das kann das Pedal aber bestens, es steht enormer Output zur Verfügung, mit Sicherheit genug Bums für alle Eventualitäten.

Mit ganz zugedrehtem Gain hat man einen glasklaren Clean-Boost. Auch mit meiner Humbucker ES zerrt da nix im Pedal. Dafür aber dann beim Aufdrehen des Outputreglers die erste Preamp-Röhre des am anderen Kabelende hängenden Röhrenamps. Genug Output dafür ist da, mehr als genug. Mit dem Treble Regler kann man dann eine Klangpalette von warm und jazzig bis Treble Booster durchfahren um die passende Einstellung zu finden. Laut Hersteller soll das Pedal  in der 12 Uhr Stellung des Potis klangneutral sein. Das sehe ich nicht so, der Klang ist leicht mittig gefärbt. Macht aber nichts, das ist nur eine Nuance und denn es klingt gut so.

Der Zentaur ist ein klein wenig schönfärberisch veranlagt, insbesondere, wenn er anfängt zu zerren. Die grobe Richtung ist mehr Fulltone Full Drive II als Baldringer Dual Drive. So richtig das Raubein raushängen lassen ist nicht wirklich drin, das klingt zu edel.
Der Bass ist straff, mancher würde vielleicht sogar den berüchtigten Tube Screamer Bassklau heraushören. Liegt aber ein TS 9 direkt daneben, merkt man sofort, dass hier eine ganz andere Liga am Start ist. Der gute, alte Klassiker im grünen Kleid klingt im direkten Vergleich mit dem Centaur leider total eng und flach. Und auch das Full Drive II kann in Sachen Dynamik, Transparenz und Ansprache nicht mithalten.

Dreht man Gain voll auf, hat man mit Humbucker befeuert vor einem cleanen Verstärker eine recht satte Verzerrung von so ca. ACDC Niveau. ältere ZZ Top Licks gehen damit auch richtig gut, das ist so die Marschrichtung in Sachen erreichbarer Zerrgrad. Dabei kann man nur mit dem Anschlag zwischen total clean und maximalem Zerrgrad pendeln, das Pedal reagiert sehr dynamisch und musikalisch. Genau richtig für den Diet, so möchte er das haben.

Mit dem Halshumbucker meiner ES und dem Deluxe Reverb gibt es so singende Linien auf den hohen Saiten bei straffen, nie verschwimmenden Bässen. Die unterschiedlichen Pickupstellungen werden deutlich rüber gebracht. Auch bei einer Strat, wobei der maximale Zerrgrad hier natürlich etwas geringer ausfällt. Da klingelt der Texas Blues würde ich sagen. Wer die volle Zerrkelle will, muss schon den Amp dazu krachen lassen oder ein anderes Pedal nehmen. Das ist nicht die eigentliche Baustelle des Klon Centaur.

Der oben schon erwähnte doppelstöckige Outputregler blendet, so wie ich das verstehe, den Overdrive Schaltkreis bei Potistellung halb elf aus. Das heißt, danach gibt es nur noch Boost ohne Pedalzerre. Output auf halb elf bedeutet, dass die Vorstufenröhre des Verstärkers schon ordentlich Futter hat und zerrt. Bemerkbar macht sich das Ausblenden bei aufgedrehtem Gain Poti dann mit einem etwas strafferen Klang.
Mit ganz zugedrehtem Gain Poti hat man in der halb elf Stellung des Output Reglers ziemlich genau das gleiche Level wie im Bypass. Darüber hinaus wird das Signal geboostet.

Mir gefällt das Klon Centaur mit meiner ES und fenderigen Amps so gut, dass ich beim Hersteller eins bestellt habe. Dafür müssen ein paar andere Sachen aus meiner mittlerweile nicht mehr sehr großen Sammlung gehen. Das Testpedal ist eine Leihgabe und leider nicht verkäuflich (was ich verstehen kann).

Gebraucht gibt es das Pedal leider nur zu Mondpreisen, die  z.T. weit über dem Neupreis liegen. Da warte ich lieber. Bestellt habe ich am 24.07.2007.
Ich werde dann hier vermelden, wann es da ist und was es letztendlich regulär incl. Fracht und Zoll gekostet hat.

Nachtrag 28.09.2012:
Tja, ist nun schon ein par Jahre her, der Testbericht. Der Hersteller hat nie auf meine Bestellung per Mail geantwortet und nun wird das Pedal ja auch schon eine geraumer Zeit nicht mehr in dieser Form hergestellt. Naja, es gibt ja auch andere gute Pedale  ;-)