Hicks Mender 1

 

Ein David Hicks in Tulsa baute so ungefähr um 1990 herum diese Zubehörteile für Fender Blackface und Silverface Verstärker. Seine Firma hieß Hicks Electronic Corporation. Das alles ist Geschichte, die Firma gibt es nicht mehr und der Herr Hicks macht jetzt andere Dinge. Im Netzt findet man kaum Infos zu den Geräten und ein solches Teil zu finden ist alles andere als leicht. Es gab neben dem Mender 1 noch einen Mender 2, der nach meinen Informationen wohl noch einen Effektweg spendiert bekam. Der (das?) Hicks Mender ist ein Einbaumodul, mit dem die beiden Kanäle der Fender Black- und Silverface Reverb Amps kaskadiert werden können. Er ist ausschließlich für diese Verstärker gedacht! Das Ergebnis ist im Grunde ein zusätzlicher schalt- und regelbarer "Zerrkanal". Dieser hat dann wenn gewollt auch ganz normal den Reverb oder das Tremolo/Vibrato parat.

Eine feine Idee, denn die typische Bauweise dieser Fender Amps (Deluxe Reverb, Super Reverb, Twin Reverb) mit den zwei unabhängigen Kanälen mit jeweils zwei Eingangsbuchsen hat eigentlich schon ewig seinen Sinn verloren. Gedacht war wohl ursprünglich, dass sich zwei Instrumente gleichzeitig verstärken lassen. Macht das jemand? Nein. Manchmal wurde auch geschrieben, dass man diese Anordnung als Effektweg nutzen könnte. Also das Instrument in den ersten Input vom Kanal 1, von dessen zweiten Input dann per Patchkabel in ein Effektgerät und aus diesem heraus in einen Input vom Kanal 2 (Reverb/Vibrato Kanal). Bei den Reverb Amps funktioniert das allerdings nicht ohne weiteres so gut wie bei non Reverb Amps dieser Bauart. "Out of Phase" ist da das Problem. Macht auch niemand. Und so ist ein Kanal in der Regel immer ungenutzt und liegt brach. Den "überflüssigen" Kanal zum Aufpumpen des anderen zu nutzen ist die Idee hinter dem Hicks Mender. Die Idee hatten übrigens auch andere. Im Grunde ist z.B. Mesa Boogie aus der Idee entstanden, aber das ist eine andere Geschichte.

                  

Der Hicks Mender 1 wird ganz einfach in die ersten beiden Röhrensockel des Amps gesteckt. Die beiden entsprechenden Röhren steckt man dann in den Mender. Er kommt also einfach zwischen die ersten beiden Röhren, das sind die "V1" der beiden Kanäle und deren Sockel. Dazu wird noch ein kleines Massekabel verschraubt und fertig ist die Laube. Alles wird im dazugehörigen Manual bestens bebildert genau erklärt und das ist in fünf Minuten gemacht und ebenso schnell wieder deinstalliert. Eventuell unterschiedliche Abstände der Röhrensockel in verschiedenen Amps kann man durch verschieben eines der Sockel im Mender Modul ganz einfach anpassen. In der Unterseite des Kästchens ist ein Regler angebracht, der regelt, wie stark Kanal 1 den Kanal 2 anpustet. Das regelt den Zerrgrad. Außerdem sitzt hier eine Buchse für einen Footswitch, mit dem man den ganzen Pipapo einfach ausschalten kann. Dann erklingt ganz original der Kanal 2, der Reverb/Vibrato Channel. Klasse Sache eigentlich.

Eingebaut in meinen Fender Silverface Deluxe Reverb sieht das so aus (Die obere Abdeckung fehlt natürlich, siehe Schraublöcher):

 

 

Nach dem ersten Einbauen gab es ein Nebengeräuschproblem. Und zwar dann, wenn der Mender eigentlich ausgeschaltet ist. Der dann "originale" Kanal 2 wurde mit irgendwelchen Einstreuungen gefüttert, die mir subjektiv zu laut waren. Es bretzelte vor sich hin, ganz unabhängig davon, wie laut der Amp eigestellt ist. Wie sich dann herausstellte, war das aber mein Fehler. Man muss das kleine Massekabel des Mender an die vorgeschriebene Schraube des ersten Röhrensockels anschließen. Oben im Bild sieht man den Fehler, das Massekabel sitz statt am ersten am zweiten Röhrensockel. Nach dem ich das dann behoben hatte, gab es keinerlei Nebengeräusche mehr, das Gerät arbeitet tadellos.

Auch der neue "Zerrkanal" ist ist völlig nebengeräuschfrei! Es rauscht auch so gut wie nix. Und er ist variabel. Der lässt sich nämlich über die Klangregelung des ersten Kanals regulieren bzw. anpassen. Im Grunde hat man sowas wie einen in den Amp eingebauten Röhren-Verzerrer mit Volume/Bass/Treble und Gain Regler parat.

Die Gitarre stöpselt man dabei übrigens in den Kanal 2 ein, in den Reverb/Vibrato Channel. Nicht in den Kanal 1.

Der maximale Zerrgrad ist ziemlich hoch, das geht ganz gut ab. Es klingt in meinen Ohren ganz schön fuzzig und ich hätte eigentlich etwas mehr Dynamik erwartet. Der Zerrgrad reagiert natürlich auf den Anschlag und auf das Volume der Gitarre, aber ich hab hier so einige Zerrpedale, die das besser/schöner können. Deshalb kann man den Ton im Zerrbetrieb auch nicht ganz so schön formen, finde ich. Das klingt für mich ziemlich statisch und undynamisch. Den Bassregler des Kanal 1 hab ich eher weit aufgedreht, sonst zerrt es mir zu dünn. Den Treble Regler hab ich dagegen eher runter gedreht, so zwischen drei und vier auf der 10er Regelskala. Treble weiter auf wird schnell sehr bissig und giftig. So klingt es aber gar nicht mal so übel, wenn man es etwas fuzzy mag. Aber das Spielgefühl stellt mich nicht wirklich zufrieden. Es ist irgendwie etwas störrisch sozusagen. Ich habe das auch mit verschiedenen Röhren ausprobiert, auch leistungsschwächere ECC81. Das Spielgefühl änderte sich nicht dabei, es blieb mir zu undynamisch.

Mein ganz subjektives Fazit:
Das dieses Ding in der Versenkung verschwunden ist, hat wohl seinen Grund. Klanglich überzeugt mich das Ding nicht wirklich. Mit einem Zerrpedal vor dem Amp bekomme ich für mich schönere Sounds hin. Der Klang ist ja noch Geschmackssache. In Bezug auf das Spielgefühl würde aber wohl niemand besonders gute Noten verteilen. Gute Idee, mehr aber leider nicht.

 

© Bilder und Text, Dieter Stenzel, 21.08.2015

 

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