Harley Benton AC TrueTone



 

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Harley Benton ist die Hausmarke von Thomann. Das Testpedal wird allerdings in China von der Firma Joyo ( www.joyoaudio.com ) hergestellt und unter verschiedenen Labels verkauft. So eben auch über Thomann unter dem Namen Harley Benton zu einem sehr sehr günstigen Preis, der bei einer Herstellung in Deutschland wohl als ruinös zu bezeichnen wäre. Wer weiß, wo das noch alles hinführt.

Das Pedal macht absolut keinen billigen Eindruck. Die Potiknöpfe kennt man z.B. von Fulltone. Die sind nicht einfach nur aufgesteckt, die werden mittels Madenschraube festgesetzt. Und das auf Potischäften aus Metall. Die gelbe Lackierung und die aufgedruckte Beschriftung sind klasse gemacht. Innen sieht es aufgeräumt aus. Abgesehen vom Fußschalter sind alle Bauteile, also auch die Buchsen und Potis direkt mit der Platine verlötet. Das ist natürlich den möglichst günstigen Herstellungskosten geschuldet, so lässt sich das alles fix zusammensetzten. Und natürlich wird man auch nicht die teuersten und hochwertigsten Bauteile verwendet haben, aber man hat wirklich nicht den Eindruck, ein Billigteil in der Hand zu haben.

Die Potis regeln Low, Mid und High in der oberen Reihe. Darunter liegen Level, Voice und Drive. Ohne Strom geht das Bypasssignal nicht durch, das Pedal hat also keinen so genannten True Bypass. Ich empfinde den Bypass aber als klangneutral. In der Bodenplatte gibt es ein praktisches Batteriefach, dessen Deckel sich beim Testpedal leider schon verabschiedet hat. Es ist keine Klappe, sondern ein abnehmbarer Deckel, den man natürlich leicht mal verlieren kann. Ein 9 Volt Netzteilanschluss sitzt rechts beim Input. Der Output ist links angebracht. Neben dem Fußschalter leuchtet eine rote LED, sofern der Effekt an ist.

Das gelbe AC Tone Pedal aus der TrueTone Serie soll natürlich einen Vox Sound liefern. Dass es sich bei diesem Pedal um einen Nachbau des Tech 21 Liverpool handelt ist wohl mehr als ein Gerücht. Ob die Chinesen die New Yorker wohl um Erlaubnis gebeten haben? Keine Ahnung. Leider habe ich kein Tech 21 Liverpool zum direkten Vergleich parat. Einen Testbericht zum Liverpool habe ich zwar geschrieben und der ist hier zu lesen. Das ist aber schon eine Weile her, deshalb kann ich nicht wirklich sagen, wie nah sich die beiden Pedale klanglich kommen.

Aber den folgenden Absatz aus dem Tech21 Liverpool Testbericht kann ich hier einfach so übernehmen:

Auch als clean eingestelltes Pedal drückt das Liverpool dem Fender Amp einen Klangstempel auf, er wird etwas "vervoxt" sozusagen. Man kann darüber streiten, ob das nun wirklich extrem nach Vox klingt oder nicht. Aber eigentlich ist das ziemlich wurscht, denn man kann auf Knopfdruck dem Deluxe Reverb Grundklang auf jeden Fall einen zweiten, klanglich völlig anderen Cleansound hinzufügen. Durch die sehr intensiv arbeitenden Regler hat man eine sehr große Bandbreite zur Klangbearbeitung. Noch mehr oder weniger Sparkle, mehr Druck untenherum, mehr Mitten und Durchsetzungsfähigkeit, alles lässt sich damit einstellen. Man hat dabei, von Extremeinstellungen mal abgesehen nicht das Gefühl, den Deluxe Klang damit zu verschlechtern. Auch für Leute, die einen Fender Amp oder auch andere Einkanäler nur clean verwenden ist das Pedal also einen Test wert. Es macht den Verstärker auch im cleanen Bereich ungeahnt vielseitig und das klingt wirklich sehr gut. Nebengeräusche sind dabei kein Thema.

Das gilt ohne Einschränkungen auch für das Harley Benton AC Tone Pedal und ist eine coole Sache!

Aber es ist natürlich auch ein Zerrpedal. Dabei hat es bei Bedarf ziemlich hohe Zerrgrade parat, die man mit einem alten Vox einfach so sicher nicht erreicht. Das ist schon High Gain, wenn man ganz aufdreht. Allerdings gibt es auch ein ganz schönes Rauschen bei höheren Zerrgraden. Ein Okko Diablo ist da z.B. im direkten Vergleich bei gleichen Zerrgraden bemerkenswert still. Ok, der kostet auch runde 170 Euro mehr, aber trotzdem. Drive und Voice voll auf geht für mich eigentlich nicht beim AC Tone, das rauscht zu heftig. Da machen sich dann wohl die günstigen und natürlich eher weniger abgestimmten Bauteile bemerkbar.

Der Voice Regler hat auch einen ziemlich großen Einfluss auf den Zerrgrad. Er ändert nicht nur den Klangcharakter, er agiert dazu auch fast wie ein zweiter Zerrgradregler. Man muss Drive und Voice also sozusagen als Partner betrachten, das klappt aber sehr gut. Die dreibandige Klangregelung arbeitet schön intensiv und damit lässt sich sehr gut arbeiten. Das Pedal ist wirklich flexibel. Die Verzerrung klingt bei aller Variabilität für mich wirklich immer "voxig". Dieser Grundcharakter ist da und den kann man von topfig bis sehr sehr sparklig beliebig einstellen. Dabei unterstützt immer eine leichte Kompression, das Pedal trägt einen immer etwas. Die Dynamik, damit meine ich das Umsetzten von Anschlagstärken in unterschiedlichen Zerrgraden wird eher mittelmäßig umgesetzt. Wenn ich das wieder zum Vergleich herangezogene Okko Diablo Pedal bei vergleichbaren Einstellungen im Wechsel spiele, dann sind das ehrlich gesagt für mich ganz ernüchternd doch schon zwei Welten, sorry.

Mein subjektives Fazit:
Es ist seinen Preis wert in Bezug auf die beschriebenen Möglichkeiten als cleaner Klangveränderer und bei angezerrten Sachen. Wenn es jemand so verwenden will: Dafür kann ich es echt empfehlen.

Als Zerrer für höhere Zerrgrade finde ich es nicht so berauschend, weil die Dynamik einfach fehlt im Vergleich zu besseren, wenn auch teureren Pedalen. Da würde ich sagen: Gebt lieber mehr Geld aus.

Vielen Dank an Ugorr für die freundliche Leihgabe!

 

 

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