H.B.E. Power Screamer
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H.B.E. steht für Homebrew Electronics. Inc. aus den USA. Die kleine Firma stellt Pedale in Handarbeit her. Den Power Screamer von H.B.E. gibt es normalerweise in schwarz mit Flammendekor, was in meinen Augen nicht gerade sehr toll aussieht. Netterweise gibt es aber auch ein paar limitierte Auflagen. Und zwar Black Tweed, Brown Tweed, (echt Tweed!) das vorliegende Schwarz-Weiß und Rot-Weiß. Sieht schön schräg aus, finde ich. Das "Boutiqepedalstandardgehäuse" von Hammond aus Alu ist in diesem Fall nicht lackiert, sondern mit Kunstoff beschichtet, die Beschriftung inbegriffen. Das alles ist sehr gut gemacht. Auch im Inneren sieht es sehr gut aus, die Verarbeitung ist auf sehr hohem Niveau. Zum Batteriewechsel muss man zwar das ganze Gehäuse aufschrauben, drinnen gibt es aber zumindest einen Clip, der die Batterie sicher hält. Wie fast alle "Boutiquepedale" hat der Power Screamer einen True Bypass.
Ausgestattet ist das Pedal neben den Gain, Tone und Level Potis mit einem kleinen 3-Way Diode Switch. In den Harmony Central Reviews habe ich gelesen, dieser Switch würde die Sounds SD-1, TS und "Irgendwas dazwischen" abrufen. Das ist trotz des vorhandenen JRC 4558 Chip kompletter Blödsinn! Der Power Screamer hat wenig Zerrvermögen. Er ist eigentlich eher als Booster zu sehen, weniger als Zerrer.
In der Mittelstellung des Mini-Switch zerrt das Pedal fast gar nicht, sondern arbeitet als cleaner Booster nach Art des Fulltone Fulldrive II im Comp-Cut Modus. Und das auch in zwei Stufen. Der Power Screamer hat eine zuschaltbare Booststufe, die allerdings nicht regelbar ist. Aktiviert wird die Stufe über den linken Schalter. Eine gelbe LED zeigt den Schaltzustand an. Sie bietet einen praxisgerechten Pegelsprung für mehr Lautstärke oder Verzerrung, je nach Anwendung bzw. Einstellung des nachfolgenden Verstärkers. Sie verändert aber auch den Sound, mehr dazu weiter unten. Die Booststufe ist wie beim Fulldrive II nicht allein nutzbar, sondern nur i.V. mit der rechts schaltbaren "ersten Stufe". Die wird durch eine rote LED angezeigt.
In dem Zusammenhang kann ich auch gleich erwähnen, wo das Pedal hin gehört. Es liegt (wie alle Booster) am besten vor einem bereits anzerrenden Röhrenverstärker. Schönklang in Verbindung mit einem cleanen Verstärker ist nicht der geplante Anwendungsbereich. Sollte dennoch genau das gewünscht sein, empfiehlt sich die auch auf den Bildern zu sehende Linkseinstellung des Mini-Switch plus Boost. Dann klingt das Pedal am "schönsten". In der Mini-Switch Stellung auf rechts wird der Klang etwas härter und glasiger und das Zerrvermögen noch etwas verringert.
In beiden Schaltstellungen (rechts und links) ist der Klang sehr komprimiert und der Anschlag wird sehr weich umgesetzt. Die Mitten stehen fett im Vordergrund. Um genügend Höhen zu erhalten muß man das Tonepoti schon recht weit aufdrehen. Mindestens dreiviertel auf ist eigentlich schon Pflicht. Gain würden die meisten wohl ebenso weit aufdrehen, denn voll aufgedreht zerrt das Pedal weniger als ein halb aufgedrehtes Boss SD-1. Mit dem Klang des Boss Referenzpedals hat der Power Screamer nicht viel gemeinsam, er klingt viel fetter. Ich würde den Klang als eine Mischung aus Fuzz und Overdrivepedal beschreiben. Switch Stellung Links gibt sozusagen etwas mehr Overdrive-Harmonie und Kommpression, Stellung rechts etwas mehr Fuzz- "Dreck". Wer die Gitarrensounds der letzten beiden ZZ Top Alben (Rhythmeen und Mescalero) mag, der findet in diesem Pedal vielleicht das, was er sucht.
Aktiviert man den zusätzlichen Boost, wird zusätzlich zum Output-Zuwachs der Klang recht heftig verändert. Das Zerrvermögen steigt in mittlere Overdrivegefilde. (immer noch nicht allzu hoch!) Die Zerrung wird dichter und harmonischer, es kommt einiges an Höhen hinzu und der Bassbereich wird straffer. Es klingt fast so, als würde man einen Treble Booster anschalten.
Fazit: Der Power Screamer klingt so wie er aussieht. Sehr eigenwillig. Aber das ist ja auch gut so! Tubescreamer Klone gibt es mehr als genug.