Goran Fat Boy Drive



 

 

 

Die Bilder und die Texte dieser Website sind von mir und nur mit meiner ausdrücklichen Genehmigung anderweitig, wie z.B. bei Ebay, zu verwenden.

Ein Pedal von einem Hersteller aus Serbien. Made in Serbia, das ist mir bisher noch nicht unter den Fuß gekommen, glaube ich. Goran Custom Guitars heißt die Firma, die auch Gitarren und Pickups herstellt. Und zum Testzeitpunkt 2012 ist auch ein Zerrpedal namens Goran Fat Boy Drive im Programm. Eine schöne Herstellerwebsite gibt es auch: www.goranguitars.com

Das Pedal ist optisch schon mal etwas besonderes. Kein Einerlei-Alubox-Ding. Ich mag solche eigenständigen Gehäuse. Dafür gibt es einen subjektiven Bonuspluspunkt vom Diet.
Das Gerät besteht aus verschraubten, schwarz beschichteten Blechteilen bzw. Blechwinkeln.
Es ist Pultförmig, die Chickenhead Reglerknöpfe sind versenkt angebracht, da kann sich nichts unabsichtlich beim Drauftreten verstellen. Die Chickenheads sind nicht nur drauf gesteckt, die haben Madenschrauben zur Befestigung.

Um die beiden Fußschalter herum ist noch dickes Riffelblech. Die Beschriftung und das Bedienfeld ist außerdem auf Fender Blackface-artigen Blechen aufgebracht. Das ist zumindest optisch also sozusagen ein Blackface Pedal. Das Teil gefällt mir optisch extrem gut, muss ich ganz ehrlich sagen!

Es gibt zwei Zerrstufen: Drive und Solo. Drive ist links und hat einen Gain-, einen Tone- und einen Volumeregler. Die rechte, nur zuschaltbare Solo Stufe muss sich mit einem Gain und einem Volume begnügen. Dazwischen gibt es eine Switch, mit dem zwei Soundeinstellungen angewählt werden können, und zwar Fat und Vintage. Der Hersteller beschreibt in seiner Website den Fat Modus als die Marshall JCM 800 Richtung und den Vintage Modus als die Marshall Plexi/ Fender Tweed Richtung.

Zwei LEDs gibt es. Die linke leuchtet immer schwach rot, so nach dem Motto "ich hab Strom, es kann losgehen". Schaltet man nun die erste Zerrstufe ein, wird sie grün. Die zuschaltbare zweite Stufe hat ebenfalls eine grüne LED. In und Out und der Netzteilanschluss sind an der Stirnseite angeordnet und das sogar ebenfalls auf einer Blackface-artigen Platte. Batteriebetrieb geht auch, dazu muss man das Pedal aufschrauben.

Das hab ich natürlich gemacht. Es sieht sehr sauber aus da drinnen. Die gesamte Elektronik ist abgesehen von den Schaltern und Buchsen in einer schwarzen Plastikbox untergebracht. Weiter aufschrauben wollte ich es nicht, denn es ist ein Leihpedal, das gut behandelt werden soll.
By the way: Vielen Dank an Björn für die Leihgabe!!

So, nun aber ran an den Speck:
Das Auge hört ja immer ein bisschen mit, vielleicht bin ich deshalb vorweg etwas positiv eingenommen, wer weiß. Auf jeden Fall hat mir das Pedal aber vom ersten Ton an Spaß gemacht.
Ich hab es erst mal zwischen meine Gibson ES 135 und meinen clean eingestellten Fender Silverface Deluxe Reverb gelegt. Was in der Herstellerwebsite steht, kann ich bestätigen: Die Richtung ist ziemlich eindeutig Marshall Sound. Und zu dieser Gitarren und Amp Kombi passt das Pedal bestens. Das Pedal kann also einem cleanen Amp wunderbar zwei Zerrkanäle mit Marshall-Touch spendieren.

Als Vergleichspedale mit zwei Kanälen hab ich hier mein Fulldrive II und mein Baldringer Dual Drive parat. Der Edel-TS Fulldrive II hat mit dem Goran Fat Boy überhaupt nichts zu tun. Das klingt völlig anders. Der Fat Boy klingt ganz unabhängig vom Sound viel mehr nach Amp, viel organischer sozusagen. Das gibt viel mehr Rückmeldung. Das Fulldive II ist sozusagen gefühlt ein Pedal vor dem Amp, der Fat Boy fühlt sich wie ein zweiter Kanal des Amps an. Das ist ganz anders. Wer beide Pedale zum Vergleich mal vor sich hat, der merkt das sofort. Genau so verhält es sich zwischen Fulldrive II und dem Baldringer Dual Drive. Es ist nicht unbedingt so, dass das Fulldrive schlechter ist, es ist nur eben was ganz anderes. Es mag ja auch nicht jeder das Baldringer Dual Drive.

Die Dynamik und Ansprache ist beim Fat Boy und dem Dual Drive in einer Liga, das ist absolut erstklassig. Der Fat Boy klingt etwas direkter und kompakter, das Dual Drive etwas breiter und neutraler, der Marshall Touch vom Fat Boy fehlt bei der unmodifizierten Dual Drive Version (es gibt da ja auch Marshall Mods). Zum Vergleich passt auch gut ein Okko Diablo. Für Diablo Besitzer: Ich konnte dem Fat Boy Sound damit recht nahe kommen, und zwar mit Feed und Body ungefähr dreiviertel aufgedreht. Passt nicht ganz, aber kommt der Sache nah.

Im ersten Kanal erreicht der maximale Zerrgrad so ungefähr den Zerrgrad eines voll aufgedrehten Tubescreamer oder Boss-SD1 (ansonsten haben diese beiden mit dem Fat Boy nix zu tun). Im zweiten Kanal kann es je nach Gain und Volume Einstellungen gehörig lauter werden ohne Zerrgradänderung oder eben mit höheren Gain Einstellungen eine ordentliche Schippe Zerrgrad dazugeben. Der Grundklang ändert sich dabei nicht. Sind im zweiten Kanal Volume und Gain ganz zu, gibt es keinen hörbaren Unterschied beim Zuschalten. Die zweite Stufe packt also wirklich nur oben drauf.

Die Fat Einstellung bringt einen Mittenschub, eine leichte Mittennase kommt ins Spiel. Setzt sich vielleicht bei Bedarf besser durch im Bandkontext. Mir gefällt aber die Vintage Einstellung besser, die wäre bei mir sicher meistens eingeschaltet.

Ich hab alle meine Gitarren angeschlossen (außer der Heritage Archtop) und mit allen harmonierte das Pedal. Vor meinem Marshall Bluesbreaker Combo gefiel mir das Pedal sogar noch besser als vor meinem Deluxe Reverb. Das rockt und rotzt einfach herrlich.

Nachtrag 03.2014.: Mittlerweile gibt es auch einen deutschen Vertrieb und das Pedal kostet 299 €.

Mein ganz subjektives Fazit:
Ich hab neben dem Baldringer Dual Drive einen neuen Top-Favoriten. Das Gerät hat mich total überzeugt und deshalb werde ich es mir auch zulegen. Ich kann es nur empfehlen, es ist klasse!

Als vergleichbare Alternative fällt mir dazu noch das Carl Martin Plexi Tone ein, das ist ähnlich gut.

 

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