Foxrox Captain Coconut 2



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Bilder und die Texte dieser Website sind von mir und nur mit meiner ausdrücklichen Genehmigung anderweitig, wie z.B. bei Ebay, zu verwenden.

Das Captain Coconut ist schon legendär. Mittlerweile gibt es die Version 2, die hier zum Test vorliegt. Das Gerät ist sozusagen ein Multi mit Hendrix Touch im Bodenpedalformat. Es besteht aus einem Octaver, einem Fuzz und einer Univibe Kopie. Fehlt nur noch die Strat und der Marshall-Stack, dann hat man alles für die Hendrix-Show dabei.

Die Reihenfolge der Effekte ist erst mal Octave, Fuzz und Vibe. Über die Patchbuchsen in der Stirnseite kann diese aber mittels Patchkabel nach Lust und Laune verändert werden. Die drei Effekte lassen sich über die Schalter einzeln anwählen und sind natürlich auch zusammen nutzbar. Das Pedal hat einen True Bypass. Batteriebetrieb ist nicht möglich, ein Netzteil wird/wurde mitgeliefert. Momentan (2008) wird das Gerät nicht mehr hergestellt. Geplant waren 1000 Exemplare und die sind gebaut und unter die Leute gebracht worden. Nun ist Ende, aber eigentlich gar kein Grund zum Jammern, denn Foxrox baut trotzdem noch sehr nette Effekte:  www.foxroxelectronics.com

Zwischendurch ein bisschen Geschichte:
Bei der ersten Version war die Reihenfolge Octave-Vibe-Fuzz und das Pedal war flach, hatte also nicht diese Stufe zwischen Reglerebene und Schalter. Produziert wurde die von August 2000 bis Juli 2001. Davor gab es in zwei Versionen das Provibe allein als Univibe Kopie. Die erste Version 1992 und die zweite von 93 bis 94. Bei der zweiten Version kam das unten beschriebene ECS hinzu. (Infos aus dem Manual)

Der Octaver hat einen Volume und einen Drive Regler. Über den Drive Regler kann man ihn auch zerren lassen, der Anteil des eigentlichen Oktav-Effekts ist festgelegt. Den Fuzzeffekt kann man über Volume, Cut und Fuzz regeln. Cut ist eine Art Charakterregler und Fuzz ist für den Zerrgrad da. Das Vibe hat Regler für die Lautstärke, die Geschwindigkeit und die Effekttiefe. Außerdem gibt es einen mit Center betitelten Regler, der den Effektcharakter intensiv verändert. Es gibt ähnlich wie beim originalen Univibe einen Kippschalter für die Betriebsarten Chorus und Vibrato und außerdem einen solchen, der zwischen Speed und ECS schaltet. Speed bedeutet, dass der Effekt die mit dem Speed Poti eingestellte Geschwindigkeit konstant beibehält. ECS (Envelope Controlled Speed) reagiert auf den Anschlag bzw. dessen Intensität wie bei einem Touch Wah. In diesem "Modus" regelt das Speed Poti die Empfindlichkeit.

Man kann auch ein externes Pedal für die Geschwindigkeitsregelung des Vibes anschliessen, dafür gibt es eine Buchse in der Stirnseite. Das ist eine Stereo-Buchse, es ist ein Y-Kabel erforderlich. Dann stellt das Speed Poti die maximale Geschwindigkeit ein, den Rest macht das Pedal.

Für die Fuzz-Abteilung gibt es verschiedene, einfach austauschbare Karten, sozusagen steckbare Miniplatinen. Jede hat ihren eigenen Charakter und ihre eigene Zerrintensität. Silicon, Germanium und Kombinationen, laut Manual sind bzw. waren vier verschiedene erhältlich. Außerdem gibt es eine passende blanke Platine, auf der sich geneigte auch selbst ihren Fuzzhimmel zusammenlöten können. Das Testgerät bekam ich mit zwei Karten, der Standardkarte namens Original Hybrid PNP und einer weiteren namens Hot Silicon NPN, die brighter und heißer sein soll. Der Austausch ist einfach, sofern man nicht zwei völlig unsensible linke Hände hat.

Der Octaver ist einfach nur gut. Der Drive Regler regelt bei Bedarf ziemlich dicke Zerre hinzu. Je weiter der Drive Regler aufgedreht ist, desto mehr rückt der eigentliche Octaver Effekt in den Hintergrund. Ist Drive ganz zu, gibt es puren Octaver. Das klingt einfach so, wie es klingen soll. Egal wie weit Drive auch aufgedreht ist, es klingt einfach immer gut. Insbesondere natürlich mit einer Strat und am besten auch mit dem Single Coil am Hals. Als ob es dafür gemacht ist. Es geht aber trotzdem auch sehr gut mit Humbucker Gitarren. Mit Drive weiter auf klingts auch vor einem cleanen Amp gut. Zerrt der Amp oder ist ein Zerrer dahinter, dreht man Drive weiter zu. Da geht die Post ab.

Die Fuzzsektion ist mit dem Hot Silicon NPN ziemlich zerrintensiv, aber nie schrill. Dass kein Höhenregler da ist, stört nicht, das klingt immer warm. Dabei matscht es nicht, sondern bleibt auch mit Humbucker befeuert definiert genug. Ist der Fuzzregler ganz aufgedreht rauscht es und das Signal überschlägt sich manchmal. Ist der Regler nur dreiviertel aufgedreht, verschwindet das Rauschen und man hat kaum Nebengeräusche, obwohl der Zerrgrad immer noch sehr intensiv und satt ist. Ziemlich fettes Fuzz.

Die Standard Fuzz Karte ist weniger zerrintensiv, klingt aber ansonsten recht ähnlich für mich. Die fiese Fuzzsäge hat das Gerät nicht parat, was ich ganz gut finde. Der Grit Regler verändert den Mittenbereich, hat auch etwas Auswirkung auf den Zerrgrad. Ganz zu klingt am dicksten, 12 Uhr direkter und ganz auf eher verwaschener. Schwer zu beschreiben, es sind recht deutliche Klangvariationen, die den Grundcharakter aber nicht verbiegen.

Das Vibe oder Provibe, wie es hier heißt, klingt ebenfalls so, wie man es erwartet. Es hat den klassischen Vibecharakter. Das ist keine billige Kopie, das kommt völlig authentisch rüber. Dabei ist es eher transparent und klar, das Fulltone Deja Vibe klingt als Vergleich z.B. etwas "schmutziger". Den eigentlichen Vibe Sound, den man erwartet, bekommt man über den Chorus. Das Vibrato eiert richtig schön, ist aber ein ziemlich abgefahrener Effekt, der selten benutzt wird. Center kann den Effekt mehr klopfen lassen oder glätten. Width regelt die Tiefe, oder wenn man so will den Effektanteil. Volume und Speed erklären sich selbst.

Stellt man den Mode ECS ein, wird die Geschwindigkeit input-abhängig. D.h. schlägt man intensiver an, ist die Effektgeschwindigkeit auch höher. Die Geschwindigkeit ebbt aber immer auf eine mittleres Tempo ab, bleibt also nicht konstant. Das ist ein interessanter Effekt, aber Geschmackssache.

Insgesamt ist das Vibe eins der besseren, würde ich sagen. Es klingt völlig authentisch und hat eine Tiefe, die es von manch anderem abhebt. Dafür gebe ich Höchstnoten. Dem Octaver ebenso. Das Fuzz klingt authentisch, aber eben eher warm. Manch einer wünscht sich vielleicht etwas mehr die "Säge", das ist eben Geschmackssache. Mir gefällts.

Wenn mann alle Effekte auch mal gleichzeitig nutzen will, muss man eine Weile rumprobieren und an den Potis drehen, um die Lautstärkeverhältnisse untereinander und auch zum Bypass in den Griff zu kriegen, das geht aber. Die Effektreihenfolge kann man ja über Patchkabel ändern, das ist auch eine feine Sache. Ich würde z.B. ein Vibe immer vor die Verzerrung legen, hier also auch vor das Fuzz. Der Octaver gehört aber an den Anfang der Kette und ist somit da, wo er hin gehört, finde ich. Aber das ist nur meine Meinung, da gibt es viel zu probieren und zu tüfteln und viele werden da wohl zu einem anderen Ergebnis kommen.

Auf jeden Fall ist das Foxrox Captain Coconut ein sehr interessantes Gerät mit sehr hohem "Vintage-Faktor". Ziemlich wertvoll ist es mittlerweile auch. Wenn man mal eins bei Ebay oder so findet, schlägt es richtig ins Kontor. Es hat mittlerweile schon so etwas wie einen Kultstatus.

 

Vielen Dank an Michael Stumper für die freundliche Leihgabe!!

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