FULLTONE   FULL-DRIVE  2



 

 

 

 

 

 

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The finest Overdrive pedal in the world...  
So geht es los im Manual des Fulltone Full-Drive 2 aus Los Angeles. Dem Hersteller Michael Fuller scheint es an Selbstbewusstsein nicht zu mangeln. Alle Fulltones sind von ihm persönlich signiert. Meins ist die Nr. 4205 und wurde im April 99 gebaut. Es ist die meiner Meinung nach schönste Ausführung im typischen Hellblau mit den elfenbeinfarbenen Potiknöpfen.

Ein- und Ausgangsbuchsen befinden sich an der Stirnseite des Pedals, ebenso ein Netzteilanschluss. Ein separates Batteriefach ist leider nicht vorhanden, zum Wechseln muss das ganze Gehäuse aufgeschraubt werden. Zumindest findet man dann aber einen Metallclip vor, der der Batterie sicheren Halt gibt. Im Inneren sieht alles total aufgeräumt aus. Die Verarbeitung ist schlicht und einfach perfekt. Der Durchgang auch, denn das Gerät hat einen Hardware-Bypass.

Das Full-Drive 2 hat mehr zu bieten als nur Overdrive. Mittels Push-Pull Funktion des Volume Potis kann ein sogenannter Comp-Cut Modus angewählt werden. Dann funktioniert das Pedal als reiner klangneutraler Booster ohne eigene Zerrung. Mit der zweiten schaltbaren, und über das Boost Poti regelbaren Boost-Stufe hat man dann zwei cleane Booster hintereinander. Wer hätte das gedacht! :-)   Die Eingangsstufe des folgenden Röhrenverstärkers kann damit natürlich heftigst angepustet werden. Die Boostreserven sind dann schon fast aberwitzig und übertreffen z.B. die eines TAD Range King um einiges. Was dann zerrt ist die Vorstufe des Verstärkers und nicht das Full-Drive 2. Das Tone Poti ist auch in diesem Modus wirksam.

Ist das Volume Poti ungezogen, bzw. gedrückt oder wie auch immer, haben wir mit Volume, Tone und Overdrive sozusagen die Standard-Ausstattung zur Verfügung. Aktiviert wird diese mit dem linken Schalter, angezeigt durch eine grüne LED. Zusätzlich dazu gibt es die oben schon erwähnte zusätzliche Boost-Stufe. Mittels rechtem Schalter zu aktivieren, angezeigt durch eine rote LED und mit dem Boost Poti regelbar. 

Sound:
Freunde der härteren Klänge brauchen das Full-Drive 2 eigentlich gar nicht zu testen. Das Pedal klingt einfach zu "sweet". Irgendeine Art von Schärfe ist nicht zu finden. Der Klang orientiert sich in Richtung Tubescreamer, ist aber harmonischer und irgendwie edler. Im Vergleich zu meinem Ibanez TS-9 ist der Unterschied zwar nicht unbedingt weltbewegend, aber doch hörbar. Das Fulltone klingt etwas weicher und "schöner", hat dadurch natürlich auch etwas weniger Biss. Auf jeden Fall positiv ist ein leichtes Plus an Bässen. Ein Vergleich mit dem rockig, rotzigen Referenzpedal Boss SD-1 bringt keinerlei Verwandtschaft zu tage. Das Full-Drive wendet sich naserümpfend ab und begibt sich in einer anderen Gesellschaftsschicht. Absoluter Wohlklang ist die Devise. Der reine Overdrive ist eher von der gemäßigten Sorte. Der erreichbare Zerrgrad ohne zusätzliche Boost Stufe ist auf Tubescreamer TS-9 Niveau, also etwas geringer als beim Boss SD-1. Jetzt zu sagen, das Full-Drive sei einfach nur eine sehr gelungene TS Kopie wäre nicht angebracht. Es sind nämlich eigentlich deren zwei!
Die zusätzliche Boost Stufe verändert den Sound nicht. Sie bringt "nur" mehr Verzerrung und eine Lautstärkeanhebung. Genau richtig für Soli. Der erreichbare Zerrgrad liegt dann bei Bedarf über dem des Boss SD-1. Die Lautstärkeanhebung würde ich als praxisgerecht bezeichnen. Die Wirkung des Boosts verringert sich allerdings, je mehr Overdrive aufgedreht ist.
Das Full-Drive 2 ist sehr wählerisch, was den Verstärker angeht. Wählerischer als jedes andere Pedal, das mir bisher untergekommen ist. Es passt generell besser vor Fenderartige Amps als vor Marshalls. Zu meinem Fender Deluxe Reverb passt es wie die Faust aufs Auge, zu meinem Marshall Bluesbreaker nicht so. Der Fender Blues De Ville passt etwas besser. Mit meinem JCM 800 ist er auch nicht unbedingt glücklich in meinen Ohren. Es klingt eher mittig und gepresst in Verbindung mit Marshalls. Mit einem Blackface Fender geht dafür die Sonne auf. Es ist außerdem eines der wenigen Overdrives, die besser vor einen cleanen als vor einen bereits zerrenden Amp passen.
In Bezug auf die Gitarren ist das Pedal etwas toleranter.

Mittlerweile gibt es eine neue Version, die einen Mini-Switch zwischen den Tone- und Overdrivepotis besitzt. Dieser schaltet zwischen Comp-Cut, Vintage und Flat-Mids. Comp-Cut ist die Einstellung als cleaner Booster, die bei der vorliegenden älteren Version durch das Ziehen des Volume Potis aktiviert wird. Vintage ist der Klang der älteren Version aus den neunziger Jahren mit volleren Mitten. Ein AB Vergleich bringt zu Tage, dass das einhundertprozentig zutrifft. Flat-Mids ist in den Mitten ausgedünnt und hat etwas weniger Bässe, was den Sound nicht aggressiver, aber transparenter macht. Besonders in Verbindung mit Humbuckergitarren ist dieser Sound eine sehr gute Alternative, die das Full Drive sehr flexibel macht. Das Blau der neuen Version ist etwas dunkler und die Schrift ist weißer. Bei dem älteren Pedal ist sie eher elfenbeinfarben. Die weißen Potiknöpfe meines älteren Pedals finde ich zwar schöner, aber ich würde sagen, dass das "Update" das Full Drive II eindeutig besser gemacht hat. Es gibt auch limitierte Auflagen in Sonderfarben, z.B. in Ferrari Rot und Gelb. Die aktuelle Version kostet zur Zeit (06.03.) satte 290€. Weitere Infos zu Fulltone:  www.fulltone.com

 

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