BJF  Baby Blue  OD



 

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Die Firma BJF baut ihre handmade Pedale in Schweden. Handmade ist hier ziemlich offensichtlich. Die Beschriftung sieht gewollt etwas unbeholfen aus, aber auch innen geht es etwas unaufgeräumt zu. Zur Verarbeitung kann man nicht viel sagen, weil alles Aussagekräftige mittels Neopren und schwarzer Gummimasse hemmungslos zugekleistert und damit neugierigen Blicken entzogen wurde. Dafür gibt es aber einen beschwichtigenden netten handgemalten Gruß in der Innenseite der Bodenplatte.

Das Pedal ist eine Leihgabe von Robin, bei dem ich mich wieder sehr bedanken möchte. Er nutzt es offensichtlich gerne und viel, denn es sieht schon etwas angestoßen aus. Das Gehäuse hat die kleine MXR Größe und die Ausstattung ist ganz klassisch. Drei Potis regeln die Lautstärke, den Zerrgrad und den Ton, wobei der Tonregler hier mit Treble bezeichnet ist und eigentlich auch so reagiert. Er bearbeitet in erster Linie den Höhenbereich. Das Pedal hat einen True Bypass und oben zeigt eine rote LED an, ob das Pedal eingeschaltet ist. In der rechten Seite gibt es neben der obligatorischen In-Buchse noch einen Netzteilanschluss und links ist die Ausgangsbuchse. Zum Batteriewechsel muss die Bodenplatte abgeschraubt werden.

Der Klang des Pedals geht nicht in die Richtung Tube Screamer, sondern eher in die Richtung Ampklang a la Fulltone OCD, Okko Diablo oder Baldringer Dual Drive, wobei die letzten beiden genannten deutlich vielseitiger sind. Mit dem Diablo konnte ich den Zerrsound des Baby Blue fast genau imitieren, was ich durchaus positiv meine. Das Baby Blue klingt reagiert ebenso dynamisch und musikalisch und nie dünn. Es ist kein Zerrmonster, voll aufgedreht erreicht man mit einem nicht zerrenden Amp einen satten Rocksound, der auch für tragende Solosounds reicht (mir jedenfalls). Angezerrte Sachen machen richtig Spaß. Man kann die Verzerrung mit einer guten Gitarre wunderbar nur mit der Stärke des Anschlags variieren, das Pedal hängt also so richtig gut am Gas. Genau da trennt sich meist die Spreu vom Weizen, das macht gute Pedale aus. Klang ist und bleibt Geschmackssache, platte Dynamik nicht. 

Clean Boost geht auch, wenn auch nicht mit allzu großen Reserven, vor allem natürlich nicht mit Humbuckern. In dem Bereich Übergang clean zu verzerrt wirkt das Pedal noch etwas lebendiger und offener als mein Diablo. Da könnte es sogar Referenzstatus bekommen. Dabei ist der Einsatz der Verzerrung völlig fließend, man bemerkt ihn eigentlich kaum.

Im Internet habe ich eine Preisangabe von 290 Euro gefunden, dieser Preis zieht sich so in etwa durch die gesamte Pedalpalette von BJF. Auch wenn das Baby Blue gut klingt, das ist einfach ganz eindeutig zuviel, finde ich. Für das Geld kann man kein Pedal in einer 0815 Alubox, billig ohne Grundierung lackiert und dann auch noch innen lieblos mit Neopren und Gummi zugekleistert, verkaufen. Eigentlich sieht der Lack sogar wie eine Grundierung aus :-). Dafür muss man meiner Meinung nach schon etwas mehr bieten, vor allem auch optisch. Da nützt leider auch das lächelnde Bärchen in der Bodenplatte und dass Schweden ein schönes Land ist nix, das muss ich ganz deutlich so sagen. Das Baby Blue wird allerdings auch nicht mehr hergestellt und ist nur noch gebraucht zu bekommen.